Kopfweh bei Schülern
Demnach leiden knapp 74 Prozent der Jugendlichen an Migräne oder Spannungskopfschmerzen. Davon wiederum nehmen drei Viertel regelmäßig Schmerzmedikamente ohne ärztliche Verordnung. Weniger als ein Drittel der Betroffenen weiß um die Diagnose. Sie handeln nach dem Schrotschussprinzip und nehmen ein, was da ist: ASS, Paracetamol oder Ibuprofen.
Erstmals lägen nun repräsentative Zahlen zur Prävalenz von Kopfschmerzen unter Jugendlichen vor. Die Versorgung sei demnach nicht ausreichend, kommentiert Professor Hartmut Göbel von der Schmerzklinik Kiel die Ergebnisse. Dass Schmerzmedizin ab 2017 verpflichtend in den Kanon des Medizinstudiums aufgenommen werde, werde die Versorgung perspektivisch verbessern, so Göbel weiter. Es fehle jedoch an spezialisierten fachärztlichen Schmerzpraxen.
Gemeinsam mit der Lehrerin Karin Frisch vom gemeinnützigen Zentrum für Forschung und Diagnostik bei Implantaten, Entzündungen und Schmerzen (Zies gGmbH) in Frankfurt hat Göbel die "Aktion Mütze - Kindheit ohne Kopfzerbrechen" ins Leben gerufen.
Diese stellt Schulen Unterrichtsmaterial zur Kopfschmerzprävention zur Verfügung. 21 gesetzliche Krankenkassen unterstützen das Projekt bislang mit rund 2,5 Millionen Euro. Im ersten Jahr haben 38000 Kinder teilgenommen. Wegen des Interesses soll das Programm nun bis Ende 2018 weitergeführt werden.
Es besteht aus drei Schulstunden in der 7. Klasse. "Durch die Unterrichtseinheit lernen Schüler, Eltern und Lehrer, wie sie durch Veränderungen im Alltag der Betroffenen Kopfschmerzen wirksam vorbeugen können", erklärte Frisch.
Dazu gehöre regelmäßiger Schlaf, Bewegung, regelmäßige kohlenhydratreiche Mahlzeiten und ein bewusster Umgang mit Medien.
Für die Lebensperspektiven der Jugendlichen ist die Prävention von Kopfschmerzen nicht banal. Die Schmerzen beeinflussten die Aufmerksamkeit im Unterricht und führten zu Fehltagen.
Es gebe Kinder, die mindestens einmal in der Woche wegen Kopfschmerzen Unterricht versäumten, sagten die Fachleute. Der versäumte Stoff müsse zusätzlich zu den aktuellen Inhalten nachgeholt werden. Das schmälere die Freude am Lernen. Die Leistung falle ab, der subjektiv empfundene Leistungsdruck nehme weiter zu.
Quelle: Ärzte Zeitung