Krank zur Arbeit ist riskant
Jeder zweite Beschäftigte in Deutschland geht manchmal, häufig oder sehr häufig krank zur Arbeit, wie das Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung aus Konstanz für die Techniker Krankenkasse herausfand. Frauen neigen der im Herbst veröffentlichten Studie zufolge eher zu Präsentismus als ihre männlichen Kollegen.
Krank zur Arbeit verursacht Kosten
„Betriebswirtschaftlich gesehen sind die Kosten, die durch Präsentismus entstehen, mindestens so hoch wie die Kosten durch krankheitsbedingte Fehlzeiten“, heißt es bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Nach Einschätzung des Psychologen Simon Hahnzog könnte der Anteil sogar noch größer sein. Die Kosten, die Unternehmen durch Präsentismus entstehen, seien etwa doppelt so hoch wie durch tatsächlich oder angeblich kranke Arbeitnehmer zusammen.
Denn wer krank arbeite, sei nur eingeschränkt leistungsfähig, macht Hahnzog deutlich: „Ich bin acht Stunden da, arbeite effektiv aber nur fünf.“ Auch passierten Kranken häufiger Fehler, was wiederum zu Folgekosten führe: „Das ist ein Lawineneffekt“, sagt Hahnzog, der auch Firmen zu dem Thema berät.
„Wenn einer einen Fehler macht, müssen unter Umständen zehn andere eine Stunde mehr arbeiten.“ Auch passierten signifikant mehr Unfälle, wenn man krank zur Arbeit gehe. Und dauerhafter, regelmäßiger Präsentismus erhöhe das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychische Störungen.
Homeoffice fördert Präsentismus
„Im Homeoffice ist die Schwelle viel kleiner geworden, doch zu arbeiten. So richtig krank bin ich ja nicht, da kann ich mich kurz in einen Zoom-Call schalten.“ Die Erholungszeit zu Hause werde verringert. Arbeitnehmer seien nochmal mehr der Eigenverantwortung überlassen worden, sagt Hahnzog. Führungskräfte wiederum hätten den Gesundheitszustand der Mitarbeitenden im Homeoffice weniger gut im Blick.
Quelle: dpa