Krebstherapie: Supplemente nicht ohne Rücksprache einnehmen
Krebstherapien retten Leben, haben jedoch auch Nebenwirkungen. In der Hoffnung diese lindern zu können, greifen viele Krebspatientinnen und -patienten zu Nahrungsergänzungsmittel. Wie häufig das der Fall ist, untersuchten Forschende aus dem Fachbereich Oecotrophologie der Hochschule Fulda durch eine systematische Literaturrecherche. Sie sichteten 37 Studien aus den Jahren 2006 bis 2021. Alle schlossen jeweils mehr als 1000 Probanden ein.
Diesen Studien zufolge nutzten Krebspatienten nach der Diagnose häufig Supplemente und Nahrungsergänzungsmittel (bis zu 77,2 %), darunter Multivitaminpräparate (bis zu 70 %), ausgewählte Vitamine oder Mineralstoffe wie Vitamin C (bis zu 41,6 %) und Vitamin E (bis zu 48 %) oder bestimmte Gruppen von Substanzen wie Antioxidanzien (bis zu 80,8 %).
Die Patienten nahmen die Nahrungsergänzungsmittel häufig während der herkömmlichen Therapie und nur selten nach Rücksprache mit dem medizinischen Fachpersonal ein. Doch das kann den Studien zufolge zu Problemen führen, da Nahrungsergänzungsmittel und insbesondere Antioxidanzien mit herkömmlichen Therapien interagieren können.
Antioxidanzien stören Therapie
Wie es in der Mitteilung heißt, sind die Wechselwirkungen auf Folgendes zurückzuführen: Viele der etablierten Therapien bekämpfen Krebszellen – hauptsächlich oder als Nebeneffekt – durch die Erzeugung von oxidativem Stress, dem sich Krebszellen unter Umständen mit bestimmten Enzymsystemen anpassen können.
Nahrungsergänzungsmittel, insbesondere solche mit Antioxidanzien können den Transkriptionsfaktor Nrf-2 aktivieren, einen zellulären Abwehrmechanismus gegen oxidativen Stress. Auf diese Weise können die Supplemente dazu beitragen, dass die Krebszellen nicht mehr oder nicht mehr ausreichend auf die Therapie ansprechen.
Interaktionen im Fokus
Um die Wechselwirkungen besser zu verstehen, bezogen die Forschenden unter anderem klinische Interventionsstudien in ihre Analyse mit ein, die ausgewählte Nahrungsergänzungsmittel bzw. Antioxidanzien begleitend zu einer herkömmlichen Therapie anwendeten, um Nebenwirkungen zu minimieren.
„Wir haben keine Hinweise auf einen positiven Nutzen durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln und Supplementen während einer Krebsbehandlung finden können, aber Anzeichen für Wechselwirkungen bis hin zu reduzierten Lebenserwartungen. Diese Hinweise müssen ernst genommen werden“, betonen die Wissenschaftler in der Mitteilung.
Sie empfehlen: „Mit Blick auf den hohen Prozentsatz an Krebspatienten, die Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, ist es wichtig, das Bewusstsein für mögliche Wechselwirkungen bei Patienten wie auch beim medizinischen Fachpersonal zu stärken und den beidseitigen Austausch hierzu im Rahmen der Krebstherapie zu fördern.“
Quelle: IDW