Kunden entscheiden überraschend anders

(run) Beim Kauf von medizinischen Produkten gehen Patienten teilweise ganz anders vor als bisher gedacht. Vor allem die Fachberatung ist oft nicht ausschlaggebend. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Unternehmensberatung PwC.

16.08.2016

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© Foto: contrastwerkstatt / Fotolia
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Wesentliche Ergebnisse der Umfrage unter 1000 Bundesbürgern:

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  • Viele Patienten orientieren sich beim Kauf von Medikamenten an Testberichten, eigenen Erfahrungen oder dem Rat von Verwandten.
  • 80 Prozent der Bürger greifen im Zweifel eher zum Original als zum Generikum – auch wenn das etwas teurer ist.
  • Frauen und Männer bewerten Kaufkriterien unterschiedlich.

„Patienten bewerten die Güte von Medikamenten offenbar völlig anders als Fachleute. Das wirft die Frage auf, wie sich Qualität im Gesundheitssektor objektiv messen lässt“, so Michael Burkhart, Leiter Gesundheitswesen & Pharma bei PwC in Deutschland. So zeige die Befragung beispielsweise, dass nur gut die Hälfte der Befragten beim Kauf von medizinischen Produkten dem Urteil ihres Arztes "voll und ganz" vertrauen. Stattdessen suchten viele nach zusätzlichen Entscheidungshilfen, etwa Testberichten und Qualitätstests (32 Prozent der Befragten orientieren sich stark daran) oder  Empfehlungen von Familie und Freunden (27 Prozent).

Patienten informieren sich häufig vorab

Ähnlich verhält es sich laut PwC beim Kauf nicht verschreibungspflichtiger Produkte in der Apotheke. 25 Prozent der Befragten sagten, sie entschieden allein auf Basis der Beratung, welches Medikament oder medizinisches Gerät sie erwerben. Fast genauso viele Bundesbürger – nämlich 22 Prozent – informieren sich hingegen im Vorfeld, welches Produkt sie kaufen wollen und lassen sich davon in der Apotheke auch nicht mehr abbringen. 46 Prozent der Umfrageteilnehmer meinten, sie informierten sich vorab, ließen sich aber zusätzlich vom Apotheker beraten und träfen daraufhin eine Kaufentscheidung.

„Unsere Umfrage zeigt, dass Patienten versuchen, Qualitätsmerkmale von Medikamenten und medizinischen Geräten über indirekte Aspekte abzuleiten. Der Rat von Ärzten und Apothekern spielt dabei zwar eine Rolle, aber eben nicht die einzige", so Burkhart.

Wenn die Patienten ganz eigene Kriterien entwickeln, welche Produkte gut und welche schlecht sind – dann ergibt sich daraus allerdings das Problem, dass die Einschätzungen von Laien und Experten immer weiter auseinanderklaffen.

Mittlere Preisklasse bevorzugt

Zu den Kaufabwägungen gehört offenbar auch der Preis. So kam bei der Umfrage ebenfalls heraus, dass 58 Prozent der Patienten im Zweifel zu einem Produkt der mittleren Preisklasse greifen, weil sie in diesem Segment das beste Preis-Leistungs-Verhältnis vermuten. Dagegen stimmten nur sieben Prozent der Befragten der Aussage zu: “Ich entscheide mich für das teuerste Produkt, da ein hoher Preis für mich für ein qualitativ hochwertiges Produkt steht“. Zugleich entscheidet sich auf der anderen Seite lediglich ein Drittel der Befragten für das billigste Medikament oder Gerät. „Hier fürchtet die große Mehrheit eben doch, dass ein niedriger Preis mit qualitativen Nachteilen einhergeht“, sagt Burkhart.

Im Zweifel für das Original

Etwas anders stellt sich der Zusammenhang bei der Wahl zwischen Originalmedikamenten und Nachahmerprodukten dar. Hier zeigt die Analyse, dass die meisten Menschen bereit sind, für das Original einen gewissen Preisaufschlag zu akzeptieren. So gaben vier von fünf Befragten an, dem Original die Treue zu halten, wenn das Nachahmerprodukt nicht mindestens 25 Prozent billiger ist. Bei verschreibungspflichtigen Medikamenten finden es demnach 64 Prozent “eher wichtig“ oder sogar “sehr wichtig“, dass es sich um das Original handelt. Ist ein Medikament hingegen nicht verschreibungspflichtig, meinen immerhin 56 Prozent, die Unterscheidung zwischen Original- und Nachahmerprodukt sei “eher unwichtig“ oder gar “unwichtig“. Bei der Frage, warum sie im Zweifel das Original bevorzugten, stimmten derweil 60 Prozent der Teilnehmer der Aussage zu: „Weil ich dann die Sicherheit habe, dass die Qualität stimmt.“ 64 Prozent meinten sogar: „Ich vertraue bestimmten Originalprodukten, weil ich sie schon seit meiner Kindheit kenne.“

Männer kaufen anders

„Spannenderweise gibt es deutliche Unterschiede zwischen Frauen und Männern“, berichtet Burkhart. So wählt bei einer Preisdifferenz von bis zu 25 Prozent bereits jeder vierte Mann das Generikum – allerdings nur rund jede sechste Frau. Außerdem: Während für über ein Viertel der befragten Frauen (27 Prozent) die Produktinformationen auf der Packung ein sehr wichtiges Kaufkriterium darstellen, geben dies nur 17 Prozent der Männer an.

Quelle: PwC

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