Lakritz lässt Blutdruck entgleisen

(kib) Manchmal lohnt es sich genauer nachzufragen. Das zeigt ein Fallbeispiel einer Patientin, deren Blutdruck entgleist war. Denn nicht die schlechte Medikamenteneinstellung war schuld, sondern ein viel zu hoher Lakritzkonsum.

22.11.2024

Fünf Lakritzschnecken in einer Reihe
© Foto: deepblue4you / Getty Images / iStock
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Die 71-jährige Patientin mit jahrelang bekanntem und zuletzt gut eingestelltem Bluthochdruck stellte sich vor Weihnachten in der Hypertoniesprechstunde vor, berichtet die Ärzte Zeitung von dem Fall. Bei Erstvorstellung vor einigen Jahren waren sekundäre Ursachen ausgeschlossen worden.

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Nun berichtet die Patientin über einen seit mehreren Wochen anhaltenden Blutdruck mit Werten um 160 bis 170 mmHg systolisch. Auch wurde sie einmalig in der Notaufnahme vorstellig bei hypertensiver Entgleisung (200/100 mmHg). Weiterhin habe die Patientin Kopfschmerzen sowie Kribbelparästhesien der Hände. Diese Beschwerden habe sie bislang auf den vorweihnachtlichen Stress geschoben.

Eine Änderung der antihypertensiven Therapie sei nicht erfolgt. Zum Vorstellungszeitpunkt bestand eine Medikation aus Candesartan (32 mg, 1 x tgl.), Lercanidipin (10 mg, 2 x tgl.) und Atorvastatin (20 mg, 1 x tgl.).

Die Auswertung der am Vortrag begonnenen 24-Stunden-Blutdruckmessung ergab einen durchschnittlichen Blutdruckwert von 167/88 mmHg.

Bei der Anamnese nachgehakt

Veranlasst wurde eine Labordiagnostik. Nach Erhalt der Laborwerte, welche die Diagnose eines primären Hyperaldosteronismus klar ausgeschlossen hatten, erfolgte eine wiederholte intensivierte Anamnese der Patientin. Der Fokus lag nun auf den eingenommenen Medikamenten.

Aufgrund der diagnostizierten schweren Hypokaliämie wurde mehrfach nach Diuretika- oder Laxanzieneinnahme gefragt. Die Einnahme anderer Medikamente oder Präparate außerhalb der oben genannten wurden sowohl durch die Patientin selbst als auch durch den anwesenden Ehemann verneint.

Lakritzkonsum war schuld

Schließlich konnte das Rätsel durch ein erneutes ausführliches Gespräch gelöst werden. So berichtete die Patientin in dem Gespräch von einem deutlich gesteigerten Lakritzkonsum in den letzten Wochen, mit einem Konsum von circa 150 bis 300 Gramm Salzlakritz pro Tag. Die Diagnose: Pseudohyperaldosteronismus bei Lakritzabusus.

Quelle: Ärzte Zeitung

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