Lauterbachs Pläne sorgen für Entsetzen

(kib) Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat gestern in einem Medienbericht seine Pläne für eine Umstrukturierung des Apothekensystems bekanntgegeben. Unter anderem sollen wichtige Apothekendienstleistungen wie die Herstellung von Rezepturen nicht mehr von allen Apotheken angeboten werden müssen. Das erschüttert die Apothekenwelt.

27.09.2023

Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit
© Foto: Kay Nietfeld / dpa / picture alliance
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ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening kommentiert die Pläne wie folgt: „Es ist ein Affront, dass der Minister seine zerstörerischen Pläne noch vor seiner Videobotschaft auf dem Apothekertag über die Medien verkündet. Aber auch inhaltlich interpretieren wir diese Ideen als Kampfansage des Ministers gegenüber der gesamten Apothekerschaft. […]. Kommt Lauterbach mit diesen Plänen im Parlament durch, würde er den Apotheken komplett den Boden unter den Füßen wegziehen.“

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Auch der Bundesverband PTA (BVpta) reagiert entsetzt. In einem Kommentar zu den Plänen fordert der BVpta-Vorstand an Lauterbach gerichtet: „Schaffen Sie endlich Bedingungen für uns in den Apotheken, die eine gute Versorgung unserer Patientinnen und Patienten ermöglichen!“

Ampel-Koalition wollte Apotheken stärken

Overwiening erinnert in der Pressemitteilung an den Koalitionsvertrag, in dem die Ampel-Koalition eigentlich eine Stärkung der Apotheken versprochen hatte: „Mit den jetzt bekannt gewordenen Plänen wird genau das Gegenteil erreicht: Die Beratung durch approbierte Apothekerinnen und Apotheker wird zusammengestrichen, die Versorgung mit Rezepturen, wie beispielsweise Salben und Fiebersäften für Kinder, wird in vielen Apotheken gänzlich gestrichen – und für Notdienste müssten die Patientinnen und Patienten sehr lange Strecken fahren, bis sie versorgt werden können. Die Annahme des Ministers, dass es mit seinen Plänen mehr Filialgründungen geben könnte, ist ebenfalls an den Haaren herbeigezogen. Denn: Bei den letzten Auswertungen der Apothekenzahlen haben wir gesehen, dass viele Filialen wieder schließen mussten.“

Die ABDA-Präsidentin erinnert den Minister an sein mehrfach wiederholtes Versprechen, dass es unter ihm keine Leistungskürzungen geben werde: „Der Minister muss einfach verstehen: Das gesamte System benötigt mehr Geld! Eine Versorgung in der Fläche und damit auch im ländlichen Raum wird durch diese unausgegorenen Pläne zusätzlich geschwächt. […].“

Neue Protestwellen kommen

Die ABDA-Präsidentin kündigt zudem an: „Wir werden schon sehr bald eine neue Protestwelle starten, um der Politik zu signalisieren, wie wichtig eine wohnortnahe Versorgung für die Patientinnen und Patienten ist. Wir stehen dazu auch im Austausch mit anderen heilberuflichen Gruppen und schließen gemeinsame Aktionen nicht aus.“

Indes hat der Hessische Apothekerverband bereits zu einem weiteren Protest am 02. Oktober aufgerufen. Dann wird ein Großteil der hessischen Apotheken beim zweiten flächendeckenden Protesttag in diesem Jahr geschlossen bleiben. Die hessischen Apothekenteams werden sich ab 11 Uhr auf dem Opernplatz in Frankfurt am Main zu einer zentralen Kundgebung versammeln.

Quelle: ABDA, BVpta

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