Letzte Chance bei unheilbarem Husten?

(eo/kib) Wenn bei Patienten mit langjährigem quälenden Husten bereits sämtliche Therapieoptionen gescheitert sind, kann möglicherweise eine Injektion mit Botulinumtoxin Linderung verschaffen. In einer retrospektiven Studie hat jeder zweite Patient darauf angesprochen.

16.11.2016

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© Foto: damato / fotolia.com
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Die Forscher aus Rochester in Minnesota stellen mit der Veröffentlichung ihrer Studie ein Verfahren gegen therapierefraktären Husten vor, das bisher noch kaum erprobt wurde: die Injektion von Botulinumtoxin in den Musculus thyroarytaenoideus, einen Bestandteil des inneren Kehlkopfmuskels.

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Die 22 Probanden, die an ihrer retrospektiven Studie teilnahmen, hatten im Mittel bereits seit 13 (!) Jahren an quälenden, immer wiederkehrenden Hustenattacken gelitten und waren deswegen in der multidisziplinären Hustenklinik der Mayo Clinic Rochester vorstellig geworden.

Das Foscherteam hatte bei allen Patienten einen neurogenen Husten diagnostiziert, da sich zum einen keine andere Ursache finden ließ und die Beschwerden zum anderen auf keine gängige Therapie angesprochen hatten. Ausgeschlossen hatte man ein Upper Airways Cough Syndrome (UACS), eine gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD), Asthma sowie andere eosinophile Bronchitiden.

Die Botulinumtoxintherapie erfolgte nach Konsultation eines Laryngologen und eines Logopäden. Die Injektionen (jeweils eine auf jeder Seite) erfolgte ohne Lokalanästhesie perkutan durch das Ligamentum cricothyroideum (Ringknorpel-Schlidknorpelband im Kehlkopf).

Verwendet wurde eine Dosis von 2,5 Einheiten Botox in 0,1 Milliter. Nachdem sichergestellt war, dass die Patienten nicht aspirierten, keine Schmerzen hatten und die Stimmqualität nicht gelitten hatte, wurden sie nach Hause entlassen.

Einen sowie zwei Monate nach dem Eingriff erhielten die Teilnehmer einen Telefonanruf aus der Klinik. Dabei sollten sie ihre subjektive Einschätzung zum Erfolg des Eingriffs schildern und über mögliche Nebenwirkungen berichten.

Ergebnis: Elf Teilnehmer, also die Hälfte, hatte innerhalb von zwei Monaten nach der Injektion subjektiv eine mindestens 50prozentige Besserung der Hustensymptome verspürt (dies war die Definition des primären Endpunkts). Von den restlichen elf Patienten, bei denen die Therapie nicht im gewünschten Maße angeschlagen hatte, erhielten vier nach im Mittel 110 Tagen eine zweite Injektion, die aber in nur einem Fall erfolgreich war.

In der erfolgreich behandelten Gruppe hatte sich die Symptomlinderung im Mittel nach einer Woche eingestellt. Nach im Mittel dreieinhalb Wochen (zwischen einer und acht Wochen) begann die Wirkung nachzulassen. Der Wirkmechanismus der Injektionen ist ungeklärt.

Die Forscher vermuten entweder eine Abschwächung des Hustenreizes durch Bindung von Botulinumtoxin an nozizeptive Rezeptoren, eine durch die Unterbrechung des Dauerhustens ermöglichte Heilung geschädigter Stimmbänder oder eine Verminderung der laryngealen Adduktion durch Einwirken auf sensorisch-motorische Bahnen. Aber auch ein Placeboeffekt lasse sich nicht ausschließen.

Quelle: Ärzte Zeitung

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