Malaria: Mit neuem Insektizid zwei auf einen Streich?

(kib) Deutsche Forschende untersuchen die Doppelwirkung eines neuen Insektizids für Moskitonetze. Sie hoffen, damit eine Waffe sowohl gegen die Überträgermücken als auch gegen die Malariaparasiten selbst zu finden.

23.05.2023

Kleinkind sitzt im Bett unter blauem Moskitonetz
© Foto: Jonathan Torgovnik / GSK (Symbolbild mit Fotomodell)
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Moskitonetze, die mit Insektiziden behandelt werden, sind derzeit die wichtigste Maßnahme gegen Malaria. Vermutet wird, dass die Abnahme der Malariainfektionen in den letzten 20 Jahren überwiegend diesen Bettnetzen zu verdanken ist. Jedoch werden die Mücken zunehmend resistent gegen die in den Netzen verwendeten Insektizide, heißt es in einer Mitteilung des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD).

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Dr. Victoria Ingham, Gruppenleiterin am UKHD, erforscht mit ihrem Team nun den Wirkmechanismus des neuen Insektizids Chlorfenapyr für eine mögliche Doppelbekämpfung sowohl der Überträgermücken als auch der Malariaparasiten selbst. Das Projekt wird in den kommenden dreieinhalb Jahren von der Bill & Melinda-Gates-Foundation gefördert.

Resistenzentwicklung stoppen

Kritisch ist vor allem die Resistenzentwicklung gegen Insektizide aus der Gruppe der Pyrethroide, die weltweit in allen kommerziell verfügbaren Moskitonetzen eingesetzt werden. Um die Resistenzbildung zu erschweren, kommt in Netzen der nächsten Generation daher eine Kombination aus zwei verschiedenen Insektiziden erfolgreich zum Einsatz.

Ein neuer Kombinationswirkstoff ist Chlorfenapyr, den die Arbeitsgruppe um Ingham nun genauer unter die Lupe nimmt. „Dieser Wirkstoff könnte neben seiner insektiziden Wirkung noch einen willkommenen Nebeneffekt haben, indem er auch direkt auf die Plasmodien wirkt“, wird Ingham in der Mitteilung zitiert.

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Chlorfenapyr wird in der Mücke aktiv

Chlorfenapyr ist ein Pro-Insektizid, das erst im Körper der Mücke in seine aktive Form, das wirksame Tralopyril, umgewandelt wird. Im Gegensatz zu den meisten zugelassenen Insektiziden, die das Nervensystem der Mücken schädigen, greift Chlorfenapyr in seiner aktiven Form die Kraftwerke der Zellen, die Mitochondrien, und damit die Energieversorgung des Organismus an.

Da auch die Malariaerreger über diese Zellkraftwerke verfügen und auf sie angewiesen sind, könnte Tralopyril gleichzeitig Mücken und Parasiten ausschalten, vermutet Ingham, die in der Abteilung für Parasitologie des Zentrums für Infektiologie am UKHD eine Arbeitsgruppe des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF, Bonn, Köln) leitet.

Sie will sich zwei Schlüsselaspekte der Chlorfenapyr-Wirkung genauer ansehen: Zum einen die konkreten Auswirkungen auf den Malariaparasiten, zum anderen die Zusammenwirkung mit Pyrethroiden im Hinblick auf die Pyrethroidresistenz. Die Förderung der Bill & Melinda-Gates-Foundation soll Ingham in ihrem Forschungsprojekt dabei helfen, Antworten zu finden.

„Mit Chlorfenapyr behandelte Moskitonetze sind ein neues Instrument, das den weltweiten Kampf gegen Malaria erheblich verbessern kann. Wenn es uns gelingt, die Mechanismen, die ihrer Wirkung zugrunde liegen, besser zu verstehen und zu bestätigen, können wir dazu beitragen, die Möglichkeiten der Malariabekämpfung zu erweitern“, so die Wissenschaftlerin in der Mitteilung weiter.

Industrieller Kooperationspartner des Projekts ist die Firma BASF, die Moskitonetze mit der Wirkstoffkombination Chlorfenapyr und einem Pyrethroid-Insektizid zur Verfügung stellt.

Quelle: Ärzte Zeitung

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