Mann an der Spitze

Seit 1. Januar dieses Jahres lenkt PTA Andreas May als Erster Vorsitzender, gemeinsam mit Tanja Kratt, die Geschicke der Apothekengewerkschaft Adexa. Anlass für unser Interview mit dem Pendler in Sachen Berufs- und Tarifpolitik.

von Julia Pflegel
23.05.2017

Adexa May
© Foto: Adexa
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Andreas May, aufgewachsen in Thüringen, hat sich nach einer achtjährigen Dienstzeit bei der Bundeswehr entschieden, PTA zu werden. Sich ehrenamtlich zu engagieren, hat ihn schon immer interessiert. So wurde er 2009 Vorstandsmitglied der Adexa-Landesgruppe Bayern und übernahm 2015 deren Vorsitz. Er ist außerdem Mitglied der Adexa-Tarifkommission. Mit seiner fünfköpfigen Familie lebt er in Gundelfingen an der Donau. Seit er Vorstand von Adexa ist, hat er ein Büro in der Hauptgeschäftsstelle der Gewerkschaft in Hamburg und arbeitet auch im Homeoffice.

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Das bayerische Gundelfingen mit etwa 8.000 Einwohnern und Hamburg mit mehr als 1,8 Millionen, das ist ein Gegensatz. Sie pendeln zwischen beiden Städten hin- und her. Hat sich Ihr Leben dadurch verändert?

AM Ich fahre jetzt sehr viel mit dem Zug und nutze die Zeit, um Termine vorzubereiten. Es ist ein gutes Zeitmanagement erforderlich, doch das können wir als Apothekenmitarbeiter ja. Der größere Unterschied ist allerdings, dass ich am 31. Dezember zum letzten Mal in der Apotheke gestanden habe und seitdem hauptberuflich in Sachen Berufs- und Tarifpolitik unterwegs bin.

Sie sind PTA, ebenso wie die Zweite Vorsitzende Tanja Kratt, dann wird Adexa jetzt von zwei PTA geführt?

AM (lacht) Ja, das ist super, oder? Aber wir hatten vorher auch schon zehn Jahr lang eine PTA-Doppelspitze. Im Ernst, natürlich sind alle anderen Berufsgruppen auch vertreten. Wir haben in unserer wichtigsten Kommission, der Tarifkommission, auch Apotheker, Pharmazieingenieure und PKA dabei.

Wir begleiten als Fachzeitschrift den Wettbewerb „PTA des Jahres“ von Anfang an, da hat im vergangenen Jahr ebenfalls ein männlicher PTA gewonnen.

AM Das habe ich auch immer verfolgt, ich hatte mich in den Jahren davor auch beworben. Aber da ich schon damals stark im Ehrenamt tätig war, habe ich da weniger Energie hineingesteckt, als ich eigentlich wollte. Im vorletzten Jahr bin ich in die engere Auswahl gekommen. Leider nicht weiter.

Wie sind Sie zu der Entscheidung gekommen, PTA zu werden?

AM Ich war acht Jahre Soldat bei der Bundeswehr. Schon vor meiner Dienstzeit war ich sehr an Naturwissenschaften interessiert. Naturwissenschaftlich gefordert zu sein und mit Menschen zu tun zu haben, das war mein Ziel. Und das, fand ich, vereint der PTA-Beruf in sich. Nachdem ich mich dann – nach meiner Ausbildung an der PTA-Schule in Augsburg – in den Beruf eingefunden hatte, war ich mit meiner Entscheidung sehr zufrieden. Ich finde, dass der PTA-Beruf ein toller Beruf ist, mit vielen Herausforderungen. Und viele PTA bauen ja auch später ihre Interessengebiete weiter aus, spezialisieren sich. Der Beruf müsste allerdings besser bezahlt werden, um ihn noch attraktiver zu machen. Aber da führen wir als Adexa über die Tarifkommission Gespräche mit den Arbeitgeberverbänden.

Die sächsischen Apothekenmitarbeiter haben derzeit keine Tarifbindung. Wird Sachsen zurückkehren in die Tarifgemeinschaft?

AM In jedem Fall verhandeln wir. Es wird zur Jahresmitte ein Treffen im kleinen Kreis geben mit dem Sächsischen Apothekerverband. Wir wollen uns zusammensetzen, um auszuloten, wie es weiter gehen soll und kann. Es ist unser Ziel, die Sachsen zurück ins Boot zu holen. Denn die sächsischen Mitarbeiter sollen unbedingt wieder von einer Tarifbindung profitieren können.

Adexa befindet sich in einem strukturellen Wandel. Wie sieht dieser aus?

AM Die Strukturreform ist in vollem Gange. Seit dem 1. April 2016 haben wir neben der Hauptgeschäftsstelle in Hamburg vier neue Regionale Geschäftsstellen in den Regionen Nord, West, Mitte und Ost sowie Süd. Wir wollen dadurch unter anderem die Mitgliederbetreuung intensivieren und die ehrenamtlich Aktiven entlasten, damit diese mehr Kapazitäten für berufs- und tarifpolitische Fragestellungen haben. Und natürlich wollen wir neue Mitglieder gewinnen. Was ich noch herausheben möchte: Wir haben seit einiger Zeit einen Kreis junger, aktiver Mitglieder, die sich selbst „JuMis“ genannt haben. Das ist eine große Bereicherung für uns. Für die „JuMis“ wird es künftig – analog zur Regionalstruktur – regionale Ansprechpartner geben.

Sie sind jetzt bald ein halbes Jahr im Amt. Was haben Sie in dieser Zeit erreicht?

AM Ich habe mich mit Politikern getroffen, um mit ihnen über das EuGH-Urteil und das Rx-Versandverbot zu sprechen. Unser Team hat daran gearbeitet, dass man unseren gewerkschaftlichen Standpunkt zu diesem Thema in den sozialen Medien stärker wahrnimmt. Das ist uns gelungen, und ein Erfolg für uns, den wir uns auf die Fahne schreiben können. Natürlich habe ich meine Kontakte in die Standespolitik und zu verschiedenen Medien ausgebaut, denn ich will mich intensiv um unsere Öffentlichkeitsarbeit kümmern. Lassen Sie sich überraschen, wir haben viel vor!

Wir danken Ihnen für das Gespräch.

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