Martin Luther

(kib) Am 31. Oktober 2017 jährt sich zum 500. Mal die Veröffentlichung der 95 Thesen, die Martin Luther – der Überlieferung nach – an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg schlug. Das wird in diesem Jahr gefeiert – wir alle haben heute frei. Wussten Sie aber, dass er gar nicht so kerngesund und kraftstrotzend war, wie er häufig beschrieben wird?

31.10.2017

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© Foto: Jonathan / stock.adobe.com
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Zu Luthers Zeiten gehörten Schmerzen, wie auch Infektionserkrankungen, zum Leben. Über seine Kinderkrankheiten ist nichts bekannt. Später auftretende psychopathologische Befunde führten der dänische Psychiater Paul Johann Reiter und auf ihn fußend der deutsch-amerikanische Psychoanalytiker Erik H. Erikson auf eine gestörte Eltern-Kind-Beziehung zurück. Einige Psychiater sahen bei ihm sogar eine Epilepsie oder Psychose vorliegend. Dies dürfte alles zu einseitig und vor allem körperliche Symptome übersehend sein.

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Dem heutigen medizinischen Wissenstand am nächsten kommend, wird ein gerade neu aufgelegtes Buch von Hans-Joachim Neumann sein. Als ehemaliger Klinikdirektor an der Charité erwarb er zusätzliche Anerkennung als Medizinhistoriker. Er verweist darauf, dass das unter Laien verbreitete Bild von einem kerngesunden, urwüchsigen und kraftstrotzenden Mann, den nichts erschüttert, ein Klischee ist.

 

Adipös durch üppige Kost und Bewegungsmangel
Den Hauptgrund für Luthers organische Erkrankungen sahen auch schon frühere Autoren in seinem über 16 Jahre währenden Klosteraufenthalt mit Fasten, Nachtwachen und anderen Exerzitien. Während seiner Zeit auf der Wartburg kam es bei Bewegungsmangel mit einer überwiegend sitzenden Tätigkeit bei nun üppiger Kost und reichlich Wein zu seiner allseits bekannten Adipositas.

Bei den als Epilepsie gedeuteten Zuständen dürfte es sich nach heutigem Stand am ehesten um psychogene Anfälle oder um die Meniérsche Erkrankung mit klassischem Drehschwindel gehandelt haben.

Bereits ab 1518 berichtete er schriftlich und detailliert über Obstipationen, Magen- und Herzbeschwerden. Ursächlich sah Neumann das Roemheld-Syndrom an. Mehrfach wurde er zur Ader gelassen, was damals bei vielen Indikationen eingesetzt wurde und nicht eindeutig auf den vermutlich damals beginnenden Bluthochdruck hinweist. Wiederholt, teilweise mit drastischen Worten, thematisiert er sein Hämorrhoidalleiden.

Seine Verheiratung mit Katharina von Bora brachte Regelmäßigkeit sowie Ordnung, aber auch eine erkannte gute Küche, in sein Leben, was ein weiterer Grund für seine zuvor beschriebene Fettleibigkeit sein könnte. Wiederholt werden äußerst schmerzhafte Harnverhaltungen beschrieben, einmal bis zu fraglichen acht Tagen, bis nach Steinabgang die Diurese wieder einsetzte.

Die letzten Lebenstage sind genau dokumentiert. Luther wurde von seinem einstigen Mansfelder Landesherren in seine Geburtsstadt Eisleben gerufen, um einen Erbstreit zu schlichten, was ihm nach großer Kraftanstrengung noch gelang. Nach zusätzlichen wiederholten Gichtanfällen kam es bei seinen bekannten Risikofaktoren, zu denen sicher auch eine chronische Arbeitswut gehörte, zu erneuten Angina-pectoris-Anfällen mit allen für einen Herzinfarkt typischen klinischen Beschwerden bis zum Exitus letalis.

Geburts- und Sterbehaus sind hervorragend modernisiert und museal nach neuen didaktischen Gesichtspunkten ausgebaut. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde er über Halle (wo ihm in der Marktkirche eine Totenmaske abgenommen wurde) nach Wittenberg überführt, wo er in der Schlosskirche beigesetzt wurde.

Quelle: CA a.D. W. -R. Krause. Martin Luther, Heilberufe, 2017, 74-74, DOI: 10.1007/s00058-017-3065-3

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