Medikamente und Gehtüchtigkeit

(rb/kib) Hinweise, dass die Einnahme des jeweiligen Medikaments die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen kann, finden sich auf vielen Beipackzetteln. Aber wie steht es eigentlich um die Gehtüchtigkeit?

31.08.2017

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© Foto: Pink Badger / stock.adobe.com
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Es ist anzunehmen, dass die Einnahme von Medikamenten mit negativer Wirkung auf die Teilnahme am Straßenverkehr auch für Fußgänger riskant sein könnte. So naheliegend diese Annahme ist – wissenschaftliche Studien dazu existieren bisher kaum. Nun haben französische Forscher von der Universität Bordeaux diesbezüglich Daten von drei landesweiten Datenbanken durchkämmt. Sie stießen auf die Fälle von 16.458 Fußgängern, die zwischen 2005 und 2011 in Verkehrsunfälle mit Verletzungsfolge – Tod eingeschlossen – verwickelt gewesen waren.

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Phasen der Medikamenteneinnahme wurden hinsichtlich des Unfallrisikos mit Phasen ohne Medikation verglichen, wobei die Probanden nach ausreichenden Auswaschzeiten von bis zu vier Monaten im Cross-over-Design als ihre eigenen Vergleichspersonen fungierten. Insgesamt gab es 48 Medikamentenklassen, die mit erhöhter Unfallgefahr assoziiert waren.

Die zehn am häufigsten beteiligten Klassen waren (Anteil in Prozent/Risikoerhöhung in Prozent):

  • Benzodiazepin-Derivate (12 Prozent/12 Prozent)
  • Benzodiazepin-verwandte Substanzen (6 Prozent/17 Prozent)
  • Opiumalkaloide und Derivate (5 Prozent/44 Prozent)
  • andere Analgetika und Antipyretika (5 Prozent/31 Prozent)
  • andere Opioide (5 Prozent/16 Prozent)
  • andere systemische Antihistaminika (5 Prozent/20 Prozent)
  • ACE-Hemmer (4 Prozent/26 Prozent)
  • Essigsäurederivate und verwandte Substanzen (4 Prozent/30 Prozent)
  • andere Antidepressiva (3 Prozent/28 Prozent)
  • Phenothiazin-Derivate (3 Prozent/38 Prozent)

Die höchsten Risikosteigerungen waren bei GnRH-Analoga (198 Prozent), Kombinationen von Antidiabetika (189 Prozent), Antidementiva (168 Prozent) und Lithium (168 Prozent) festzustellen. Allerdings waren sie nicht so häufig an Unfällen beteiligt wie die oben genannten Substanzen.

Arzneimittelklassen, deren Einfluss auf das Führen von Fahrzeugen bereits bekannt ist – wie Benzodiazepine und Antihistaminika –, sind auch mit einem höheren Risiko für Fußgänger verbunden, in einen Verkehrsunfall verwickelt zu werden, schreiben die Forscher in ihrer Studie zusammenfassend. Hierfür sollte ein Bewusstsein in der Öffentlichkeit geschaffen werden.

Quelle: Ärzte Zeitung

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