Medikamentenresistente Pilze breiten sich aus
Der Hefepilz zeigt sich in der Studie als wachsende Bedrohung für hospitalisierte Menschen mit schweren Grunderkrankungen, berichten die Forschenden von ihren Ergebnissen.
Candida parapsilosis
Der Hefepilz kann die Haut und den Verdauungstrakt von Menschen besiedeln und ist meist harmlos. Bei Menschen, deren Immunsystem durch eine Krebserkrankung oder eine Organtransplantation geschwächt ist oder die sich infolge einer schweren Erkrankung langen Krankenhausaufenthalten unterziehen müssen, kann es jedoch zu schweren Wund- und Gewebeinfektionen bis hin zur lebensbedrohlichen Sepsis kommen. Wirken dann Antimykotika nicht mehr, weil die Pilzstämme gegen sie resistent geworden sind, sind diese Infektionen viel schwieriger zu behandeln.
Ausbreitung von Mensch zu Mensch
Das Team vom Exzellenzcluster „Balance of the Microverse“ der Universität Jena und vom Nationalen Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen fand in der aktuellen Studie heraus, dass ein einziger, genetisch nicht unterscheidbarer Stamm von C. parapsilosis in mehreren Gesundheitseinrichtungen in Berlin allein 33 invasive Infektionen zwischen 2018 und 2022 verursachte.
Auch wenn sich die Zahl zunächst gering anhört, erfordern invasive Infektionen immer eine intensive medizinische Betreuung und führen zu einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität.
Besonders besorgniserregend ist aus Sicht der Forschenden, dass sich der Erreger von Mensch zu Mensch und auch über verschiedene Einrichtungen hinweg verbreitet. Seine Resistenz gegen die bevorzugten antimykotischen Medikamente macht ihn zu einer ernsthaften Bedrohung, heißt es in der Mitteilung.
Bezeichnenderweise war der Stamm aus den Berliner Krankenhäusern eng mit Stämmen verwandt, die bereits in Kanada, im Nahen Osten und in Ostasien gefunden wurden, was die weltweite Ausbreitung arzneimittelresistenter Pilze belege.
Nachweis ist möglich
Die Forschenden entwickelten zudem eine molekulare Nachweismethode, mit der sich verschiedene Stämme von C. parapsilosis schnell und kostengünstig differenzieren lassen. Bei dieser als „Multilocus Sequence Typing“ bezeichneten Typisierungsstrategie werden mehrere kurze DNA-Regionen sequenziert, um Stämme genetisch zu unterscheiden. Dies bietet eine Alternative zur herkömmlichen Sequenzierung des gesamten Genoms, teilen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit.
Und der schnelle Nachweis sei wichtig, um rasch auf neue Ausbrüche in Krankenhäusern reagieren zu können und eine Übertragung auf andere Patientinnen und Patienten frühzeitig zu verhindern.
Quelle: IDW