Mehr Atemwegsnotfälle vor Gewittern

(bs/fast) Am Tag vor einem Gewitter häufen sich Atemwegsnotfälle bei älteren Menschen, insbesondere bei Asthma- und COPD-Patienten, stellen US-Forscher fest. Ihre Untersuchung zeigt: Das Phänomen unterscheidet sich von dem bekannten Gewitter-Asthma.

18.08.2020

Nächtliches Gewitter mit Blitzen über einer Baumreihe
© Foto: Patrick Pleul / dpa
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Die Forscher von der University of Oregon in Eugene haben über eine Zeit von 14 Jahren die atemwegsbedingten Konsultationen von Notaufnahmen von mehr als 46 Millionen US-Amerikanern im Alter über 65 Jahre ausgewertet. In dem Zeitraum waren über 820 000 schwere Gewitter über die USA hinweggezogen. Jeweils am Tag vor einem solchen Ereignis war in der betroffenen Region ein Peak von Atemwegsnotfällen festzustellen. Im Vergleich zum Ausgangsniveau erhöhte sich die Zahl der Notfallambulanzkontakte im Mittel um 1,8 pro eine Million Personen. Bei den Patienten mit Asthma (ca. 10 %) beziehungsweise COPD (ca. 25 %) kamen 6,3 beziehungsweise 6,4 Fälle hinzu, bei den an Asthma und COPD Erkrankten (7 %) 9,4 Extrafälle, jeweils pro eine Million Personen. Das entsprach Risikozunahmen von 1,1 bis 1,2 Prozent. Betrachtete man die drei Tage vor und nach einem Gewitter, kam man insgesamt auf 5,3 zusätzliche respiratorische Notfälle pro eine Million Senioren; bei den vorerkrankten Patienten erhöhten sich die Zahlen um 22,6, 22,4 und 33,8 pro eine Million. Der beobachtete Zusammenhang zwischen Wetterlage und dem Aufsuchen von Notfallambulanzen war spezifisch für Atemwegserkrankungen. Die Zahl der Kontakte wegen Sepsis oder Lungenembolie nahm im Umfeld von Gewittern nachweislich nicht zu.

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Mehr Feinstaub in der Luft

Vor dem Ausbruch der Unwetter wurde ein Anstieg der Lufttemperatur und der Feinstaubkonzentration registriert; beide Werte gingen am Tag des Gewitters wieder zurück. Die Belastung mit Pollen, Stickstoff- und Schwefeldioxid, Ozon und Kohlenmonoxid blieb dagegen bis zum Gewitter unverändert und nahm danach ab. Die Forscher vermuten daher, dass gewitterassoziierte Atemwegserkrankungen bei Älteren vor allem durch den vorausgehenden Anstieg von Feinstaubkonzentration und Temperatur verursacht werden. Damit unterscheiden sich die von ihnen beschriebenen Notfälle vom schon länger bekannten Gewitter-Asthma. Dabei handelt es sich um allergisches Asthma, das direkt nach Gewittern auftritt. Es wird darauf zurückgeführt, dass Pollen in Windböen aufgewirbelt und durch den Regen wieder heruntergedrückt werden.

Quelle: Ärzte Zeitung

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