Mehr junge Frauen mit Essstörungen

(kib) Die KKH Kaufmännische Krankenkasse verzeichnet einen massiven Anstieg von Essstörungen bei Zwölf- bis 17-jährigen jungen Frauen. Anorexie, Bulimie und Binge-Eating hätten während der Corona-Krise – von 2020 auf 2021 – um rund 30 Prozent zugenommen.

11.05.2023

Holzgliederpuppe umwickelt mit Maßband, im Hintergrund ein Stethoskop
© Foto: raihanaasral / stock.adobe.com
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Wie die KKH mitteilt, ist der massive Anstieg von Essstörungen wie Anorexie, Bulimie und Binge-Eating die mit Abstand größte Veränderung im Alters- und Geschlechtervergleich. Mittlerweile leiden 18 von 1.000 Zwölf- bis 17-jährige junge Frauen an einer Essstörung. 2020 und im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es noch 13 von 1.000 Teenagerinnen, 2011 noch 11 von 1.000.

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Laut KKH-Hochrechnung dürften bundesweit mittlerweile etwa 50.000 Jugendliche im Alter von zwölf bis 17 Jahren betroffen sein. 79 Prozent davon sind Mädchen und junge Frauen. Das Dramatische: Die Dunkelziffer ist hoch, denn die Daten bilden nur ärztlich diagnostizierte Fälle ab.

Fake-Ideale als Treiber

„Die Gründe für eine Essstörung sind vielfältig und reichen von traumatischen Erlebnissen wie Missbrauch über familiäre Konflikte bis hin zu Leistungsdruck und Mobbing“, heißt es in der Pressemitteilung. Eine Rolle spielen auch Social-Media-Plattformen wie Instagram, TikTok & Co. sowie die Schönheitsfilter, die man dort über das eigene Gesicht legen kann. Die vermeintlich perfekten Selfies und Videoclips zeichneten ein unrealistisches und gefährliches Körperideal.

Denn solche Vorbilder können die Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben oder dem eigenen Körper verstärken. Das wiederum begünstigt ein gestörtes Essverhalten, vor allem dann, wenn das Selbstwertgefühl gering ist oder bereits psychische Probleme da sind.

Weibliches Phänomen

Essstörungen sind nach wie vor ein vornehmlich weibliches Phänomen. Der Anteil bei den Zwölf- bis 17-jährigen jungen Frauen ist während der Pandemie sogar noch einmal von 76 auf 79 Prozent gestiegen, zeigen die Daten der Krankenkasse.

Die Krankheit beginnt meistens in der Pubertät. Da diese heutzutage zunehmend früher einsetzt, nehmen auch Essstörungen in dieser Altersgruppe zu. Weitere Gründe für den hohen Anteil weiblicher Essgestörter: Mädchen beschäftigen sich mehr mit sich selbst als Jungen, sind empfindsamer für Kontrollverluste und spüren einen höheren Druck, Schönheitsidealen zu entsprechen. Für sie ist auch die Eigenwirkung im Netz ein größeres Thema als für Jungen, wie eine forsa-Umfrage im Auftrag der KKH bereits belegt hat: Demnach nutzen mehr Mädchen das Smartphone zur Selbstdarstellung in den sozialen Medien als Jungen (28 vs.16 %).

Erste Anzeichen beachten

Haben Betroffene erst einmal eine Essstörung entwickelt, ist es mit einfachen Ratschlägen nicht getan. Denn Bulimie und Magersucht sind schwere psychische Erkrankungen, die häufig mit Angststörungen, Depressionen, selbstverletzendem Verhalten oder Suchterkrankungen einhergehen.

Angehörige und Freunde sollten bei Verdacht auf typische Symptome achten: auf eine allgemein gereizte oder gedrückte Stimmung, sozialen Rückzug und Gewichtsveränderungen sowie auffälliges Essverhalten (u. a. Diät als Dauerzustand, eingeschränkte Nahrungsmittelauswahl, Verzehr großer Mengen), Erbrechen, Einnahme von Abführmitteln oder exzessiven Sport.

Weitere Alarmzeichen: Die Kinder und Jugendlichen betreiben unverhältnismäßig viel Aufwand für das eigene Aussehen, geben geliebte Hobbys plötzlich auf und setzen sich vor allem mit Selfies in Szene.

Quelle: KKH

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