Mehr Medikamente für Kinder

(kib) Der Informationsdienstleister im Gesundheitswesen Insight Health hat sich seine Patent- und Patientendatenbanken genauer angeschaut und festgestellt: Für insgesamt 61 Wirkstoffe, die vor 2008 zugelassen wurden, haben pharmazeutische Unternehmen nachträglich Anträge auf Zulassung als Kinderarzneimittel eingereicht.

29.06.2018

Mädchen als Krankenschwester verkleidet hört ihren Teddybären mit Stethoskop ab
© Foto: Getty Images / photos.com (Symbolbild mit Fotomodell)
Anzeige

Kinder galten immer als „therapeutische Waisen“, denn sie profitierten nicht gleichermaßen wie die Erwachsenen von den medizinischen Fortschritten. Der Gesetzgeber hat die Problematik erkannt. Im Jahr 2007 trat die EU-Verordnung über Kinderarzneimittel in Kraft, um über verschiedene Instrumentarien die pädiatrische Forschung zu stimulieren.

Aktueller Podcast

„Für Produkte, die vor 2008 zugelassen wurden, kann der Hersteller auch nachträglich eine Zulassung als Kinderarzneimittel beantragen“, erklärt Insight Health. „Der finanzielle Mehraufwand für die notwendigen Studien wird mit einer Verlängerung der Marktexklusivität durch ein Ergänzendes Schutzzertifikat (SPC) um sechs Monate belohnt.“

Laut den Daten des Informationsdienstleisters wurde – Stand Mai 2018 – für 61 Substanzen eine Verlängerung des SPC beantragt. 32 davon wurden bereits genehmigt; drei wurden abgelehnt. Insgesamt befinden sich noch 26 Anträge in der Bearbeitung.

„Die häufigste Arzneimittelgruppe in der Liste ist die der systemischen Antiinfektiva, die vorwiegend zur Therapie von HIV sowie bei Hepatitis B und C eingesetzt werden“, heißt es. Danach folgen Medikamente wie Antineoplastika und Immunmodulatoren zu Behandlung von Tumoren sowie Wirkstoffe für den Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Insgesamt sei aber gerade im Bereich der Onkologie der Anteil des „Off-Label-Use“ noch relativ hoch. Den Kindern werden also Arzneimittel verordnet, die lediglich für Erwachsene zugelassen sind – nur in reduzierter Dosierung.

Der Bedarf an weiterer Forschung ist daher groß. Denn: Kinder sind keine Erwachsenen in Miniaturausgabe. Die Ausreifung der inneren Organe und ihr Körperbau sind nicht wie der ihrer Eltern. Die Kinderarzneimittelverordnung hat in diesem Sinne schon einige Fortschritte gebracht. So stellte die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) in einem Bericht fest: Der Anteil an Studien, in denen Kinder eingebunden waren, stieg von 9,3 Prozent (2006) auf 11,5 Prozent (2015). Das Ergebnis davon? Mehr Medikamente für Kinder.

Quelle: Pharma Fakten

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *