Mehrfach ungesättigte Fettsäuren senken Bauchfett

(kib) Ein hoher Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren wirkt sich positiv auf das Bauchfett aus, unabhängig von einer Gewichtsabnahme. Das zeigen aktuelle Ergebnisse aus dem Kompetenzcluster der Ernährungsforschung „NutriAct“.

20.06.2024

Verschiedene Lebensmittel reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, zum Beispiel Avocado, Lachs, Walnüsse und Mandeln. Darüber hinaus Hähnchenbrustfilet, Käse, Apfel, Paprika, Zitrone und Salat.
© Foto: Marina Moskalyuk / Getty Images / iStock
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Übergewichtsbedingte metabolische Störungen wie Dyslipidämie und Insulinresistenz sind Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere bei älteren Personen. Einen entscheidenden Einfluss darauf hat das viszerale Fettgewebe, besser bekannt als Bauchfett. Es kann unter anderem die Freisetzung von Entzündungs- und anderen Botenstoffen steigern und gefäßschädigende Blutfettwerte begünstigen. Menschen mit zu viel Bauchfett leiden häufig unter Bluthochdruck und haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleber und Typ-2-Diabetes.

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Zwei Ernährungsweisen im Vergleich

Vor diesem Hintergrund haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) Potsdam-Rehbrücke und der Charité – Universitätsmedizin Berlin innerhalb des Kompetenzclusters der Ernährungsforschung „NutriAct“ die Auswirkungen eines speziellen Ernährungsmusters auf das viszerale Fettgewebe und das kardiometabolische Risikoprofil untersucht.

Für die dreijährige NutriAct-Ernährungsstudie wurden 502 Männer und Frauen im Alter von 50 bis 80 Jahren per Zufallsprinzip einer Interventionsgruppe oder einer Kontrollgruppe zugeordnet. Die Interventionsgruppe folgte dem NutriAct-Ernährungsmuster mit einem hohen Anteil an einfach- und mehrfach ungesättigten Fettsäuren, vorwiegend pflanzlichen Proteinen und Ballaststoffen. Sie erhielten dafür speziell hergestellte Lebensmittel und nahmen innerhalb von zwölf Monaten an elf Kleingruppensitzungen einschließlich Ernährungs-, Koch- und Lebensstilberatung teil.

NutriAct-Ernährungsmuster

Zusammensetzung der Nahrung (tägl. Aufnahme in % der Gesamtenergie):

Fett: 35 - 40 %

  •  gesättigte Fettsäuren: ≤ 10 %
  •  einfach ungesättigte Fettsäuren: 15 - 20 %
  •  mehrfach ungesättigte Fettsäuren: 10 - 15 %

Eiweiß: 15 - 25 %

Kohlenhydrate: 35 - 45 %

Ballaststoffe: ≥ 30 g

Die Kontrollgruppe hingegen ernährte sich entsprechend den Standard-Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und erhielt ein Jahr lang drei Ernährungsberatungen sowie einige kostenlose konventionelle Lebensmittel.

Kontrolldiät

Zusammensetzung der Nahrung (tägl. Aufnahme in % der Gesamtenergie)

Fett: 30 %

  • gesättigte Fettsäuren: ≤ 10 %
  • einfach ungesättigte Fettsäuren: ≥ 10 %
  • mehrfach ungesättigte Fettsäuren: 7 - 10 %

Eiweiß: 15 %

Kohlenhydrate: 55 %

Ballaststoffe: ≥ 30 g

MRT-Untersuchung zeigt klare Ergebnisse

Zur Analyse des viszeralen Fettgewebes wurde bei einer Teilgruppe von 300 Probandinnen und Probanden zu Beginn und nach zwölfmonatiger Ernährungsintervention eine Untersuchung im Magnetresonanztomographen (MRT) durchgeführt.

Die MRT-Untersuchung zeigte eine signifikante Reduktion des viszeralen Fettgewebes bei der Interventionsgruppe, während es bei der Kontrollgruppe keine Veränderungen gab. „Diese Reduktion wurde maßgeblich durch die erhöhte Aufnahme von mehrfach ungesättigten Fettsäuren vermittelt und ging mit einer Verbesserung des kardiometabolischen Risikomarkers LDL-Cholesterin einher. Die veränderte Aufnahme von einfach ungesättigten Fettsäuren, Proteinen und Ballaststoffen scheint hier nicht der wesentliche Treiber für den Effekt auf das viszerale Fettgewebe gewesen zu sein“, sagt Prof. Knut Mai, Leiter der Abteilung Humanernährung am DIfE.

Interessanterweise war dieser Effekt unabhängig vom leichten Gewichtsverlust, der sich in beiden Gruppen zeigte, was die Bedeutung der spezifischen Nährstoffzusammensetzung hervorhebt.

Diese Erkenntnisse tragen dazu bei, das Verständnis über die Rolle von bestimmten Nährstoffen und Ernährungsmustern bei der Reduktion des viszeralen Fettgewebes und der Verbesserung des kardiometabolischen Profils zu vertiefen.

Ernährungsempfehlungen für 50 plus optimieren

„Die Ergebnisse sind besonders relevant für ältere Menschen, die ein erhöhtes Risiko für kardiometabolische Erkrankungen haben“, erklärt Nina Meyer, Erstautorin der Studie. „Die spezifische Ernährungsweise könnte als präventive Maßnahme gegen solche Erkrankungen dienen, ohne dass eine drastische Gewichtsreduktion notwendig und ein Verlust der Muskelmasse zu befürchten ist.“

Die Erkenntnisse der Studie könnten genutzt werden, um Ernährungsempfehlungen für Menschen ab 50 Jahre zu verbessern und die individuelle Ernährungsberatung anzupassen. „Das NutriAct-Ernährungsmuster kann im Vergleich zu anderen Diätformen einfacher in den Alltag integriert werden und dazu beitragen, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der breiten Bevölkerung zu senken“, sagt Meyer.

NutriAct

Das Verbundprojekt „Nutritional Intervention for Healthy Aging: Food Patterns, Behavior, and Products“ – kurz NutriAct – war eins von vier vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 12 Millionen Euro geförderten Kompetenzclustern der Ernährungsforschung.

Zentrales Ziel des 2015 gestarteten Verbundprojekts war es, den Gesundheitsstatus der Fünfzig- bis Siebzigjährigen zu verbessern. Der Förderzeitraum von NutriAct endete mit dem 31.03.2022, die Ergebnisse werden jedoch weiterhin ausgewertet und veröffentlicht.

Die NutriAct-Ernährungsstudie ist ein Teilprojekt in dem Verbundprojekt. Die teilnehmenden 319 Frauen und 183 Männer zwischen 50 und 80 Jahren hielten sich für drei Jahre an die vorgegebene Ernährungsintervention. 

Quelle: DIfE

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