MenB-Impfung: Paracetamol im Off-label-Use empfohlen

(kib) Auch Säuglinge und Kleinkinder sollen standardmäßig gegen Meningokokken der Serogruppe B (MenB) geimpft werden. Gleichzeitig empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die prophylaktische Gabe von Paracetamol, notfalls auch off-label, zeigt eine aktuelle Ergänzung der Januarausgabe vom Epidemiologischen Bulletin 3/2024.

07.05.2024

Mutter hält Kind auf dem Arm, das eine Spritze in den rechten Oberarm bekommt
© Foto: Prostock-studio / Stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodellen)
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Die invasive MenB-Erkrankung ist zwar sehr selten, verläuft aber in vielen Fällen äußerst schwer und in etwa acht Prozent tödlich. Wer die Infektion überlebt, leidet häufig an Langzeitfolgen (z. B. Hörverlust, Epilepsie, psychische Störungen, chronisches Nierenversagen, Amputationen) und insgesamt an einer verminderten Lebensqualität.

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Frühestmöglich impfen

Vor diesem Hintergrund erweitert die STIKO ihre bestehende Empfehlung zur MenB-Indikationsimpfung für Menschen mit spezifischen Grundkrankheiten, beruflich gefährdete Personen sowie Reisende in Hochendemiegebiete um eine Empfehlung zur MenB-Standardimpfung für Säuglinge und Kleinkinder im Alter von unter fünf Jahren.

Wie es im Epidemiologisches Bulletin 3/2024 heißt, sollte zum frühestmöglichen Zeitpunkt im 1. Lebensjahr mit der Impfung begonnen werden, idealerweise im Alter von zwei, vier und zwölf Monaten. Denn MenB-Erkrankungen treten bereits in den ersten Lebensmonaten gehäuft auf.

Standardimpfung für Säuglinge und Kleinkinder

Die STIKO empfiehlt eine Standardimpfung für Säuglinge und Kleinkinder gegen Meningokokken der Serogruppe B. Der für diese Altersgruppe verfügbare MenB-Impfstoff 4CMenB (Bexsero) soll in einem 2+1-Schema verabreicht werden. Er ist ab dem Alter von zwei Monaten zugelassen.

Maximal 48 Stunden Paracetamol ohne ärztlichen Rat geben

Paracetamol-Prophylaxe

Um Fieber und Schmerzen nach der MenB-Impfung zu vermeiden, wird die prophylaktische Gabe von Paracetamol empfohlen – zeitgleich mit der Impfung oder kurz danach. Dabei muss die Dosis an das Gewicht und Alter des Kindes angepasst werden (s. Tab. 1 u. 2).

Unabhängig von den Symptomen wird die Prophylaxe über 24 Stunden weitergeführt. Treten trotzdem hohes Fieber oder starke Schmerzen auf, können innerhalb von 48 Stunden nach der Impfung weitere therapeutische Paracetamol-Gaben in der alters- und gewichtsabhängigen Maximaldosierung verabreicht werden.

Darüber hinaus sollte Paracetamol nur nach ärztlicher Anordnung erfolgen, ergänzt die STIKO ihre Empfehlungen mit Datum vom 16. April.

Off-label bei zu geringen Gewicht

Ebenso neu aufgenommen wurde eine Empfehlung für Frühgeborene, die zum Impfzeitpunkt weniger als drei Kilogramm wiegen. Ihnen wird dennoch prophylaktisch Paracetamol empfohlen, und zwar als Saft.

Jene Frühgeborene sollen off-label gemäß Kinderformularium zehn bis 15 Milligramm Paracetamol pro Kilogramm Körpergewicht erhalten (maximale Tagesdosis: 45 mg/kg KG).

Tab. 1: Paracetamol-Prophylaxe für Säuglinge mit Zäpfchen (75 mg) bei Impfung mit dem MenB-Impfstoff 4CMenB (Bexsero)

Gewicht des Säuglings bei Impfung 1. Gabe 2. Gabe 3. Gabe Max. Tagesdosis
≥ 3 bis < 4 kg 75 mg (1 Zpf.)
bei Impfung
75 mg (1 Zpf.)
8 – 12 h nach 1. Gabe
 keine 150 mg
≥ 4 kg 75 mg (1 Zpf.)
bei Impfung
75 mg (1 Zpf.)
6 – 8 h nach 1. Gabe
75 mg (1 Zpf.)
6 – 8 h nach 2. Gabe
225 mg

Quelle: Epidemiologisches Bulletin 3/2024, geändert 16.04.24

Tab. 2: Paracetamol-Prophylaxe für Säuglinge mit Saft (40 mg/ml) bei Impfung mit dem MenB-Impfstoff 4CMenB (Bexsero)

Gewicht des Säuglings bei Impfung 1. Gabe 2. Gabe 3. Gabe Max. Tagesdosis
≥ 3 bis < 4 kg 1,0 ml (40 mg)
bei Impfung
1,0 ml (40 mg)
8 – 12 h nach 1. Gabe
1,0 ml (40 mg)
8 – 12 h nach 2. Gabe
160 mg
≥ 4 kg 1,5 ml (60 mg)
bei Impfung
1,5 ml (60 mg)
6 – 8 h nach 1. Gabe
1,5 ml (60 mg)
6 – 8 h nach 2. Gabe
240 mg

Quelle: Epidemiologisches Bulletin 3/2024, geändert 16.04.24

Quelle: Robert Koch-Institut / Epidemiologisches Bulletin 3/2024

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