Mikroplastik: Risikofaktor für Gefäßerkrankungen
Mikroplastik, also Kunststoffpartikel unter fünf Millimeter Größe, wurden schon in Ozeanen, Meerestieren und selbst in menschlichen Ausscheidungen entdeckt. Eines der vier häufigsten Plastikmaterialien ist dabei Polystyrol, das in Plastikbechern, CD-Hüllen und anderen Verpackungen vorkommt. Welche Wirkung dieses Material hat, wenn es in den Blutkreislauf gelangt, hat nun ein Team von der Universität Marburg untersucht.
Die Forscherinnen und Forscher führten dazu zunächst Versuche mit Zellkulturen durch, deren Kulturmedium mit Polystyrolpartikeln versetzt wurde. Ergebnis: Die Endothelzellen bildeten in diesem Fall vermehrt Rezeptoren zur Bindung von Immunzellen aus. Die Folge: Immunzellen, die normalerweise einzeln im Blut schwimmen, setzen sich in großer Zahl an der Gefäßwand fest. Die Immunzellen ihrerseits reagierten auf die Verabreichung von Mikroplastik, indem sie Entzündungsproteine freisetzten.
Neuartiger Risikofaktor
Und noch etwas fanden die Forscherinnen und Forscher heraus: Wurden Kunststoffpartikel in den Blutkreislauf von Mäusen injiziert, reicherte sich das Material in der Leber der Tiere an, die sich daraufhin akut entzündete. Dabei fanden sich im Blut auch noch nach längerer Zeit einzelne Plastikpartikel und sogar Plastik-Anhäufungen, die von spezialisierten Immunzellen aufgenommen wurden, heißt es in der Mitteilung weiter. Die Gefäßwand der Aorta wies zudem erhöhte Entzündungswerte auf.
„Alles in allem zeigen unsere Ergebnisse erstmals, was Polystyrol-Mikroplastik im Blutkreislauf anrichten kann“, zitiert die Ärzte Zeitung die Forscherinnen und Forscher. „Zwar entsprechen sowohl die verabreichte, hohe Dosis als auch die direkte Injektion in die Blutbahn einem Extremfall“. „Aber dafür nehmen Plastikteilchen in der Natur giftige Stoffe auf, die einen weitaus stärkeren Entzündungseffekt auslösen können als die sterilen Partikel, die wir verwendeten.“
Das Team sieht Mikroplastik aufgrund seiner Ergebnisse als einen neuartigen Risikofaktor für Gefäßerkrankungen an. Sie halten eine allgemeine Risikobewertung für erforderlich.
Quelle: Ärzte Zeitung