Nach Todesfällen: Drei Kölner Apotheken müssen schließen

(kib) Eine junge Mutter und ihr Neugeborenes sterben, nachdem sie eine Rezeptur aus einer Kölner Apotheke eingenommen haben. Wie viele Patienten sind noch betroffen? Die Polizei ermittelt.

26.09.2019

Ein Einsatzfahrzeug der Polizei steht hinter einer Polizeiabsperrung.
© Foto: Oliver Berg / dpa Themendienst / picture-alliance
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Aktualisiert am 26.09.2019: Nach den zwei Todesfällen haben das NRW-Gesundheitsministerium und die Bezirksregierung Köln jetzt die sofortige Schließung der drei Apotheken in Köln angeordnet. Es geht um die Apotheke am Bilderstöckchen (Hauptapotheke) sowie der beiden Filialapotheken (Heilig-Geist-Apotheke, Contzen-Apotheke). Es gehe um den vorbeugenden Gesundheitsschutz während der laufenden Ermittlungen, sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministeriums am heutigen Donnerstag. 

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Die zwei Todesfälle sollen auf ein selbsthergestelltes Mittel aus einer Kölner Apotheke zurückgehen. Eine junge Frau und ihr Baby, das die Ärzte per Notkaiserschnitt retten wollten, sind nach Polizeiangaben in der vergangenen Woche nach der Einnahme eines Glukosegemisches aus der Heilig-Geist-Apotheke in Köln-Longerich gestorben.

Bei den Ermittlungen ist inzwischen ein toxischer Stoff in einem Glukosebehältnis festgestellt worden, wie die Polizei mitteilt. Die Glukoselösung war nach Angaben der Polizei für einen standardmäßigen Test bei Schwangerschaftsdiabetes verkauft worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach eigenen Angaben nun wegen eines Tötungsdelikts gegen Unbekannt.

Wie Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer bei einer Pressekonferenz am Dienstag sagte, wurde der Glukose-Lösung ein „toxischer Stoff beigemischt, den es in Apotheken gibt, der aber in dem Gemisch rein gar nichts zu suchen hatte.“ Ob dies vorsätzlich oder fahrlässig geschah, sei noch unklar, so Bremer. Es habe am Montag Durchsuchungen in der Apotheke gegeben, am heutigen Dienstag werde der Säugling obduziert. Erste Zeugen, darunter der Apotheker, seien vernommen worden.

Warnung vor Einnahme der Rezeptur

Polizei und Stadt hatten nach Bekanntwerden des Falls am Montagabend ausdrücklich davor gewarnt, Mittel mit Glukose einzunehmen, die in der Apotheke zusammengestellt wurden. Patienten, die glukosehaltige Präparate dieser Apotheke besitzen, sollten sie nicht einnehmen und umgehend bei der nächsten Polizeiwache abgeben. Die Stadt hat der Heilig-Geist-Apotheke in Köln-Longerich zunächst untersagt, selbst produzierte Medikamente zu verkaufen.

Bekannt wurde der Fall, nachdem ein Arzt am Donnerstag vergangener Woche die Behörden eingeschaltet hatte. Bei einer anderen Frau, die das gleiche Mittel eingenommen habe, seien auch Komplikationen aufgetreten. Sie habe die Einnahme abgebrochen.

Apotheker hat keine Erklärung für Vorfall

Die beiden Todesfälle nach Einnahme des Glukosemittels stellen den Inhaber der Apotheke nach eigenen Angaben vor ein Rätsel. „Ich bin fassungslos, ich kann es mir nicht erklären“, sagte der Apothekeninhaber Till Fuxius am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Er vertraue auf die Ermittlungen der Polizei. „Dabei bin ich Zeuge nicht Beschuldigter“, betonte der Apotheker.

Quelle: dpa / Ärzte Zeitung

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