Nahrungsergänzungsmittel: Gesundheitsrisiken wenig bekannt

(kib) Mehr als die Hälfte der Verbraucherinnen und Verbraucher fühlt sich sehr oder eher schlecht zu möglichen Gesundheitsrisiken von Nahrungsergänzungsmitteln informiert. Das zeigt eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands.

03.02.2025

Verschiedene Kapseln und Tabletten
© Foto: Martin Schlecht / stock.adobe.com
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Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel (NEM) ist groß: Mehr als die Hälfte der befragten Verbraucherinnen und Verbraucher hat in den vergangenen sechs Monaten ein oder mehrere NEM gekauft. Zu möglichen Gesundheitsrisiken insgesamt fühlten sich jedoch 55 Prozent sehr oder eher schlecht informiert.

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Nicht auf Sicherheit und Wirksamkeit geprüft

„Immer wieder gehen Verbraucherinnen und Verbraucher fälschlicherweise davon aus, dass Nahrungsergänzungsmittel auf Sicherheit und Wirksamkeit überprüft werden, bevor sie verkauft werden. Das ist aber nicht der Fall. Bislang gibt es weder Zulassungsverfahren noch gesetzlich festgelegte Höchstmengen für Vitamine oder Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln“, so Sabrina Göddertz, Referentin im Team Lebensmittel im Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv).

Der vzbv hat daher ein Positionspapier erstellt und fordert: „Der europäische Gesetzgeber muss hier dringend tätig werden. Die auf EU-Ebene lange angekündigte Höchstmengenregelung ist wichtig, um die Gesundheit von Verbraucherinnen und Verbraucher zu schützen. Die Regelung darf nicht weiter verzögert werden.“

Denn auch die deutliche Mehrheit der Befragten (95 %) stimmte der Aussage eher oder voll und ganz zu, dass Nahrungsergänzungsmittel auf Sicherheit überprüft werden sollten, bevor sie verkauft werden dürfen.

Onlinekauf besonders kritisch

Insbesondere im Onlinehandel und Direktvertrieb würden NEM angeboten, deren Dosierungen den Tagesbedarf an Vitaminen und Mineralstoffen um ein Vielfaches überschreiten, kritisiert der vzbv in seiner Pressemitteilung.

Das zeigten Marktchecks der Verbraucherzentralen und Ergebnisse der amtlichen Lebensmittelüberwachung immer wieder. Insbesondere um Kinder vor gesundheitlichen Risiken zu schützen, sei eine nach Alter differenzierte Höchstmengenregelung dringend erforderlich.

Influencer-Werbung

95 Prozent der Befragten stimmten der Aussage eher oder voll und ganz zu, dass Anbieter und Hersteller von NEM nur dann mit Gesundheitsversprechen werben dürfen sollten, wenn diese auch wissenschaftlich belegt sind. Gesundheitsbezogene Aussagen zu Nahrungsergänzungsmitteln sind durch die europäische Health-Claims-Verordnung streng reguliert. Dennoch finden sich vor allem im Internet und in den sozialen Medien immer wieder unzulässige Werbeaussagen zu Nahrungsergänzungsmitteln. Gesundheitsbezogene Werbeaussagen von Influencerinnen und Influencern stellen hierbei eine rechtliche Grauzone dar.

„Wenn Influencerinnen und Influencer behaupten, bestimmte Nahrungsergänzungsmittel hätten ihnen beispielsweise dabei geholfen, ihre Verdauungsprobleme zu lösen oder endlich schwanger zu werden, ist das kaum überprüfbar“, so Göddertz. „Gefährlich kann es werden, wenn Verbraucherinnen und Verbraucher aufgrund solcher Erfahrungsberichte bei gesundheitlichen Beschwerden auf ärztlichen Rat verzichten und in Eigenregie Nahrungsergänzungsmittel einnehmen. Das kann dann etwa dazu führen, dass notwendige medizinische Behandlungen nicht erfolgen oder es zu unerwünschten Wechselwirkungen zwischen parallel eingenommenen Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln kommt.“

Fakten zur Befragung

Bei der Befragung handelt es sich um eine repräsentative Telefonumfrage von 1.001 Personen ab 18 Jahren in Deutschland durch das Institut forsa im Auftrag des vzbv. Statistische Fehlertoleranz: max. ± 3 Prozentpunkte in der Gesamtstichprobe. Befragungszeitraum: 21. bis 31. Oktober 2024.

Quelle: Verbraucherzentrale Bundesverband

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