Nahrungsergänzungsmittel: Nur das Beste fürs Kind?
Die untersuchten Nahrungsergänzungsmittel wurden mittels Internetrecherchen ermittelt und teilweise im Internet bestellt. Wie es in einer Mitteilung zur Untersuchung heißt, waren vor allem die festgestellten Überschreitungen der sicheren Tageshöchstmengen von Folsäure problematisch. Aber auch die übrigen Nährstoffmengen lagen häufig über den Werten für eine angemessene Zufuhr für die Kleinsten, was vor allem bei jungen Kindern als kritisch betrachtet wird.
Zusatzstoffe nicht zugelassen
Derzeit gibt es für Säuglinge und Kleinkinder keine zugelassenen Zusatzstoffe für Nahrungsergänzungsmittel. In 14 der 19 Proben (74 %), die explizit auf diese Zielgruppe ausgerichtet waren, wurden jedoch unzulässigerweise Zusatzstoffe verwendet. Deshalb wurden diese Produkte vom CVUA Karlsruhe als nicht verkehrsfähig eingestuft.
Denn eine fehlende Zulassung bedeutet, dass entweder keine Sicherheitsbewertung vorliegt oder dass bei der Sicherheitsbewertung die Bevölkerungsgruppe nicht berücksichtigt wurde und die gesundheitliche Unbedenklichkeit der Stoffe gegebenenfalls noch nicht geklärt ist.
Hohe Nährstoffmengen
Vergleicht man die in den Proben enthaltenen Nährstoffmengen mit den Empfehlungen der Fachgesellschaften für Säuglinge, Kleinkinder und ältere Kinder, lag die Zufuhr bei nahezu jedem Nährstoff bei 50 Prozent und darüber. Außerdem war in fast jedem Produkt (92 %) mindestens ein Nährstoff enthalten, bei dem die Referenzwerte vollständig oder sogar um ein Vielfaches ausgeschöpft wurden. Am häufigsten betraf dies die Vitamine C und K und die B-Vitamine.
Bei vier Produkten für Säuglinge und Kleinkinder wurden zudem die als sicher bewerteten Tageshöchstmengen zugesetzter Folsäure vollständig ausgeschöpft oder sogar überschritten. Von einer akuten Gesundheitsgefahr durch die Produkte sei zwar nicht auszugehen, heißt es in der Mitteilung. Eine überhöhte Zufuhr an Nährstoffen sollte jedoch insbesondere bei jungen Kindern vermieden werden. Diese können Nährstoffe noch nicht so leicht wieder ausscheiden. Es kann zur Belastung des Stoffwechsels oder sogar einer Vergiftung kommen.
Aufmachung und Kennzeichnung
Fast alle Proben (90 %) wurden zudem wegen irreführender Angaben oder Aufmachungen beanstandet. Alle 31 untersuchten Proben wiesen Kennzeichnungsmängel auf. Dies betraf sowohl die Verpackung als auch die Angaben im Internet.
Ausgewogen ernähren
Die CVUA-Experten raten von Nahrungsergänzungsmitteln für Säuglinge und Kleinkinder grundsätzlich ab. Auch älteren Kindern sollten sie nicht gegeben werden. Besser sei es, auf natürliche Nährstoffquellen aus herkömmlichen Lebensmitteln zu setzen und gegebenenfalls ärztlichen Rat einzuholen, sofern die Unterversorgung eines Nährstoffs befürchtet wird.
Quelle: CVUA Karlsruhe