Nasenspray gegen Typ-1-Diabetes?
Bei einem Neugeborenen muss das Immunsystem so trainiert werden, dass es zwischen fremden und körpereigenen Strukturen zu unterscheiden lernt. In diesem Prozess sterben „autoreaktive“ T-Zellen, das sind Immunzellen, die mit körpereigenen Strukturen (Antigenen) reagieren. Am Ende sollten nur diejenigen Immunzellen übrig bleiben, die mit fremden Strukturen (z. B. Krankheitserregern) reagieren. Entwischt eine autoreaktive Immunzelle diesem natürlichen Selektionsprozess, wird ihre Aktivität im Körper normalerweise durch „regulatorische T-Zellen“ gehemmt. Vermutlich entsteht ein Typ-1-Diabetes, wenn bei einem dieser beiden Kontrollmechanismen etwas schief läuft.
„Ziel der PINIT-Studie ist es, das natürliche Gleichgewicht zwischen autoreaktiven und regulatorischen T-Zellen wiederherzustellen“, so Studienleiter PD Dr. Peter Achenbach vom Institut für Diabetesforschung. „Wir wissen, dass Antigene, die über die Schleimhaut aufgenommen werden, die Bildung regulatorischer T-Zellen stimulieren können. Durch den Kontakt mit dem Schlüsselantigen Insulin über die Nasenschleimhaut soll die Bildung von insulinspezifischen regulatorischen T-Zellen angeregt und so eine mögliche Autoimmunantwort kontrolliert werden“. Das Insulin-Nasenspray soll also dafür sorgen, dass das Immunsystem eine „Toleranz“ gegenüber dem Insulin aufbaut.
Dass diese Methode zum Aufbau einer regulatorischen Immunantwort über die Schleimhäute funktionieren könnte, lassen Ergebnisse der Pre-POINT Studie mit oralem Insulin vermuten. Hier wurde das Insulin dem Immunsystem über die Magen-Darm-Schleimhaut präsentiert. Insulin-Nasenspray (intranasales Insulin) könnte möglicherweise das Immunsystem noch effektiver beeinflussen.
Für die Studie werden noch Teilnehmer gesucht. Teilnehmen können Kinder im Alter zwischen einem und sieben Jahren, die ein hohes genetisches Erkrankungsrisiko aufweisen, jedoch noch keinen Autoimmunprozess entwickelt haben. Die Behandlungsdauer beträgt sechs Monate.
Informationen erhalten Interessierte unter der Telefonnummer 0800.828 48 68 (kostenfrei), per E-Mail oder im Internet.
Quelle: Helmholtz Zentrum München