Natürlicher Süßstoff mit entzündungshemmendem Potenzial
In vorherigen Studien konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen, dass bitter schmeckende Inhaltsstoffe von Lebensmitteln im Zusammenspiel mit magenzelleigenen Bitterrezeptoren die Protonenfreisetzung und damit die Säureproduktion der Zellen stimulieren. Darauf aufbauend untersuchten sie nun, ob aus dem süßen Protein Thaumatin im Magen ebenfalls bittere Peptide entstehen, die physiologisch wirksam sein könnten.
Aus süß wird bitter
Dazu identifizierten sie zunächst mithilfe von Untersuchungen an Schweinen, In-vitro-Experimenten und Geschmackstests drei Peptide, die bei der Verdauung von Thaumatin im Magen entstehen und bitter schmecken.
Diese stimulierten im Testsystem die Protonenfreisetzung aus menschlichen Magenzelllinien (HGT-1-Zellen) bereits in extrem niedrigen Konzentrationen, das heißt, im nanomolaren Bereich.
Um mehr über die potenziell entzündungshemmende Wirkung der drei Peptide zu erfahren, untersuchte das Team zunächst, wie die Magenzellen des Testsystems generell auf die Zugabe von Helicobacter pylori-Proteinen reagieren. Das Bakterium H. pylori kann entzündliche Magenerkrankungen bis hin zu Magenkrebs verursachen.
Entzündungshemmender Effekt
Wie die Versuchsergebnisse belegen, induzieren H. pylori-Proteine in den Testzellen eine erhöhte Freisetzung von entzündungsförderndem Interleukin 17A. Interessant sei, so die Forschenden in einer Pressemitteilung, dass durch Zugabe von jeweils einem der identifizierten bitteren Peptide aus Thaumatin die Interleukinfreisetzung der Magenzellen um bis zu 89,7 Prozent verringern werden konnte.
An diesem entzündungshemmenden Effekt und auch an dem Effekt auf die Protonenfreisetzung war der magenzelleigene Bittergeschmacksrezeptor TAS2R16 beteiligt, berichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Mögliche künftige Therapieoption
„Die in unserer Studie getesteten Peptidkonzentrationen basieren auf realistischen Konzentrationen, die durch den Verzehr einer handelsüblichen Süßstofftablette im Magen erreicht werden können. Daher legen unsere Ergebnisse nahe, das entzündungshemmende Potenzial von Thaumatin beziehungsweise seiner bitteren Verdauungsprodukte ebenso wie die Funktionen endogener Bitterrezeptoren weiter zu untersuchen.
Unser Ziel ist es, die molekularen Mechanismen ernährungsbedingter entzündlicher Magenerkrankungen besser zu verstehen. Nicht zuletzt im Hinblick auf Infektionen mit Helicobacter pylori“, erklärt Prof. Veronika Somoza, Leiterin der Studie und Direktorin des Leibniz-Instituts.
Quelle: Leibniz-Instituts für Lebensmittel-Systembiologie, TU München