Nebenwirkungsarme Opioide
Die Hypothese der Forscher war, dass in verletztem oder entzündetem Gewebe eine verstärkte Interaktion zwischen Opioid-Agonisten und Opioid-Rezeptoren stattfindet, also zwischen den aktivierenden Wirkstoffen und den Andockstellen für Schmerzmedikamente im Körper. Die Computersimulationen ließen darauf schließen, dass die in entzündetem Gewebe vorliegende erhöhte Konzentration von Protonen der Grund dafür ist. Dadurch ist der pH-Wert niedriger als im gesunden Gewebe – die Folge ist eine Ansäuerung.
Um Opioid-Rezeptoren zu aktivieren, ist eine Protonierung von bindungsfähigen Opioid-Molekülen notwendig. Diese Zusammenhänge haben die Wissenschaftler genutzt und die zwei Substanzen so gestaltet, dass sie lediglich in entzündeter Umgebung protoniert sind und die Opioid-Rezeptoren allein am Ort der Gewebeverletzung oder Entzündung aktivieren, jedoch nicht im Gehirn oder Darm.
Solche Medikamente könnten nach Ansicht der Forscher die riskanten Nebenwirkungen von bisherigen Opioiden im Gehirn oder Darm (Benommenheit, Übelkeit, Verstopfung, Suchtentstehung) verhindern und damit Komplikationen reduzieren.
In vorklinischen Experimenten wurden die Substanzen erfolgreich getestet. Nun sollen sie so weiterentwickelt werden, dass sie Patienten zugutekommen.
Darüber hinaus möchten die Forscher die molekularen Grundlagen der komplexen Interaktionen in entzündetem Gewebe noch besser verstehen, um weitere Erkenntnisse zur Optimierung von Opioiden ableiten zu können. Idealerweise lassen sich diese dann auch für andere Medikamente, zum Beispiel zur Behandlung von Bluthochdruck, nutzen.
Quelle: IDW