Neue Antibiotika und alte Probleme

(run) Zur Behandlung bakterieller Infektionen sind Antibiotika oft die einzigen lebensrettenden Arzneimittel. Doch die Zahl resistenter Keime nimmt weltweit zu – auch wenn sich die Forschung um neue Substanzen bemüht. Ein Ausblick zum heutigen Europäischen Antibiotikatag.

18.11.2016

news_Antibiotikatag_18_11_16
© Foto: Guntars Grebezs / istockphoto.com
Anzeige

In einer Pressemitteilung zum Europäischen Antibiotikatag am 18. November kritisierte  Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, dass ein Großteil der Antibiotika weltweit falsch eingesetzt werde. „Antibiotika sind eine tragende Säule unserer Gesundheitsversorgung. Wie lange sie noch wirken, hängt maßgeblich davon ab, wie wir sie anwenden“, sagte er. Die Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie habe sich daher den Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen zum Ziel gesetzt. Zugleich sei das Thema auf die internationale Agenda gesetzt worden. Wichtig in diesem Zusammenhang sei, auch das Wissen der Patienten über einen sachgerechten Gebrauch von Antibiotika zu verbessern.

Aktueller Podcast

So wissen einer aktuellen Erhebung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zufolge lediglich 40 Prozent der Befragten, dass Antibiotika ausschließlich gegen Bakterien wirken. 18 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass Antibiotika nur gegen Viren helfen. 30 Prozent nehmen an, dass Antibiotika gegen Viren und Bakterien wirksam sind.

Informationen für Patienten

Daher haben zum einen die (BZgA) als auch die ABDA aktuelle Informationen zusammengefasst und Materialien erstellt, darunter den Flyer „7 Tipps für den richtigen Umgang mit Antibiotika“ zur Abgabe an Apothekenkunden.

Wie die ABDA darüber hinaus berichtet, geben Apotheker in öffentlichen Apotheken immer weniger Antibiotika an ihre Patienten ab – im Jahr 2015 etwa 17 Prozent weniger als zehn Jahre zuvor. Das habe eine aktuelle Analyse von Rezepten für gesetzlich Versicherte durch das Deutsche Arzneiprüfungsinstitut e.V. (DAPI) ergeben. Während im Jahr 2005 noch etwa 710 Packungen Antibiotika pro 1000 Versicherte abgegeben wurden, waren es demnach im Jahr 2010 rund 670 Packungen und im Jahr 2015 nur noch 590 Packungen pro 1000 Versicherte. Nicht erfasst wurden Antibiotikagaben in Krankenhäusern, Verordnungen von Zahnärzten und die Abgaben an Privatversicherte.

Fokus auf neue Antibiotika

Pharmaunternehmen haben inzwischen zudem den dringenden Bedarf an neuen wirksamen Antibiotika erkannt. Wie der Verband der forschenden Pharmaunternehmen (vfa) meldet, kamen in diesem Jahr bereits zwei neue Antibiotika auf den Markt; beide sind unter anderem gegen den multiresistenten Klinikkeim MRSA wirksam. Vor der Markteinführung oder im Zulassungsverfahren befänden sich zwei weitere Antibiotika und ein Antikörper-Präparat gegen Clostridium-Bakterien. Und weitere 20 antibakterielle Medikamente hätten die letzte Phase der klinischen Erprobung vor dem Zulassungsverfahren erreicht. „Wir schätzen, dass in diesem Jahrzehnt insgesamt 18 neue Antibiotika auf den Markt kommen werden und damit wieder deutlich mehr als in den 2000er-Jahren mit ihren acht Neueinführungen“, erläuterte Birgit Fischer, die Hauptgeschäftsführerin des vfa, in einer Mitteilung ihres Verbandes.

Quelle: BMG, ABDA, vfa

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *