Neugeborene vor Herpes schützen!

(jn/fast) Herpes genitalis wird oft nicht rechtzeitig erkannt. Doch die Übertragung auf das Neugeborene muss unbedingt verhindert werden. Tipps zum Umgang mit der Erkrankung gab es beim 61. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in Stuttgart.

07.12.2016

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© Foto: Günter Menzl / fotolia.com
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Bei Frauen im gebärfähigen Alter sind Herpesinfektionen keine Seltenheit. Aus einer Untersuchung in Thüringen geht hervor, dass 82 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter mit Herpes-simplex-Viren (HSV) Typ 1 infiziert sind, 18 Prozent mit HSV Typ 2. 

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Die betroffenen Frauen haben überwiegend keine Symptome im Genitalbereich, erklärte Prof. Udo Hoyme, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Ilm-Kreis-Kliniken, Arnstadt-Ilmenau. Eine genitale Herpesinfektion ist schwierig zu diagnostizieren, denn die Virusausscheidung geht in keiner Weise mit der Klinik einher. Auch aus dem HSV-Titer kann man nicht ableiten, ob eine Frau infektiös ist oder nicht. 

Das sei ein enormes Problem für schwangere Frauen, so Hoyme. Denn während der Geburt besteht die Gefahr, dass die HS-Viren auf die Neugeborenen übertragen werden. Etwa fünf bis 31 von 100 000 Neugeborenen sind von Herpes neonatorum betroffen. Die Folgen sind schwerwiegend und können für das Kind tödlich sein. Problematisch sind vor allem der neonatale Befall der Haut, der Augen und des ZNS, und die damit oftmals verbundene systemische Infektion. Hoyme vermutet, dass es sich bei einigen Sepsisfällen Neugeborener eigentlich um eine Herpesinfektion handelt.

Eine Herpesinfektion in der Schwangerschaft muss gezielt vor der Entbindung angegangen werden, um eine Übertragung auf das Kind zu verhindern. Bei einer Therapie mit Aciclovir, beginnend ab der 38. Schwangerschaftswoche, kann eine vaginale Entbindung erfolgen, ohne dass ein Infektionsrisiko für das Neugeborene besteht. Die Therapie sollte vor der Entbindung über drei bis zehn Tage erfolgen. Wurde dieses Zeitfenster für die Therapie verpasst, muss eine Sectio erfolgen, um die Infektion des Kindes zu verhindern, empfahl Hoyme. 

Viele HSV-infizierte Frauen haben zudem Probleme in der Beziehung. Lernt eine Patientin einen neuen potenziellen Partner kennen, steht sie vor der Frage, wie sie mit ihrer HSV-Infektion umgehen soll. Ein Kondom schützt nicht zu 100 Prozent vor einer Übertragung. Trotzdem sollten Kondome präventiv verwendet werden. Beim Auftreten von Symptomen ist es besser, auf Geschlechtsverkehr zu verzichten. „Die beste Lösung ist, dass die Frau zusammen mit ihrem potenziellen Partner in die Sprechstunde kommt", ist die Erfahrung von Hoyme. Dort erhält das Paar eine gemeinsame Beratung zur Erkrankung. 

Quelle: Ärzte Zeitung

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