Nicht verpassen: Darmkrebsvorsorge!
Den Darmkrebsmonat März hat die Felix Burda Stiftung gemeinsam mit Partnern wie der Deutschen Krebshilfe und anderen erstmals im Jahr 2002 ausgerufen. Heute beteiligen sich viele weitere Unternehmen, Städte, Kliniken, Privatpersonen und Gesundheitsorganisationen, so auch in Westfalen-Lippe.
Darmkrebs ist heilbar
In einer Mitteilung weisen die Gesundheitsorganisationen aus Westfalen-Lippe darauf hin, dass Darmkrebs heilbar ist. Wird er in seiner Frühphase während einer Darmspiegelung erkannt, liegen die Heilungschancen bei nahezu 100 Prozent.
Die Gefahr, daran zu erkranken, erhöht sich mit zunehmendem Alter. Männer können bereits ab 50 Jahren eine Darmspiegelung in Anspruch nehmen, die die gesetzliche Krankenversicherung bezahlt, Frauen ab 55 Jahren. Für Männer wie Frauen ist zudem eine Stuhluntersuchung ab 50 Jahren möglich.
Wie laufen Stuhltest und Darmspiegelung genau ab?
Im Interview erklärt Dr. Ulrich Tappe (58), niedergelassener Gastroenterologe in Hamm und seit zwei Jahren Vorsitzender des Berufsverbands Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands den aktuellen Stand der Darmkrebsforschung. Und fasst Wissenswertes rund um die Vorsorge-Untersuchung zusammen.
Herr Dr. Tappe, sowohl Männer als auch Frauen können ab 50 Jahre jährlich einen Test auf Blut im Stuhl machen, bezahlt von der Krankenkasse. Wo kann ich den Test machen und was ist hierbei das Ziel?
Der Stuhltest kann bei Hausärzten und vielen Fachärzten wie Gynäkologen, Urologen und natürlich Gastroenterologen gemacht werden. Ab 55 Jahren ist alle zwei Jahre ein Stuhltest möglich, sofern in dem Jahr keine Darmspiegelung vorgenommen wird.
Beim immunologischen Stuhltest wird untersucht, ob Blut im Stuhl, konkret aus dem Dickdarm, vorhanden ist – und zwar eigenes, menschliches Blut, nicht etwa tierisches Blut zum Beispiel aus der Blutwurst, die man gegessen hat.
Wenn dabei ein auffälliges Ergebnis herauskommt, was kann das bedeuten und was muss in der Folge abgeklärt werden?
Die Stuhlprobe wird in einem Speziallabor ausgewertet, und nach ein bis drei Tagen gibt es das Ergebnis. Ist der Test positiv, kann es sein, dass Gewächse wie Polypen als Quelle der Blutung vorhanden sind, die da nicht hingehören.
Im schlimmsten Fall kann es sich dabei um Tumore handeln. Durch das Auswerten der Probe lassen sich schon frühzeitig Vorstufen von Darmkrebs erkennen. Die Darmkrebsvorsorge ist die einzige Prävention, die Krebs wirklich verhindert – und ihn nicht „nur“ früh erkennt wie bei der Brustkrebsvorsorge.
Männern steht alternativ zum Stuhltest ab 50 Jahren die erste Darmspiegelung zu, für Frauen ist dies bei den gesetzlichen Kassen erst ab 55 Jahren vorgesehen. Warum dieser Unterschied?
Wissenschaftliche Erkenntnisse haben vor einigen Jahren ergeben, dass bei Männern das Risiko höher liegt als bei Frauen, darum gibt es seit 2019 diesen geschlechterspezifischen Unterschied. Wir appellieren hier an die Ärztinnen und Ärzte, ihre Patienten gezielt auf diese frühere Vorsorgemöglichkeit hinzuweisen.
Darmkrebserkrankte werden dabei tendenziell immer jünger. Es ist wissenschaftlich noch nicht ganz geklärt, warum das so ist. Eine Erklärung kann unsere veränderte Lebensweise sein, weil Menschen deswegen immer häufiger Übergewicht haben. Adipositas, die Fettleibigkeit, ist per se ein Risikofaktor für vieles, auch für Karzinome.
Das hat mit dem Insulinspiegel im Körper zu tun, der bei Adipositas erhöht ist. Insulin ist aber auch ein Wachstumshormon und kann dadurch ein schnelleres, unkontrolliertes Wachstum dieser bösartigen Tumore begünstigen. Aber daran wird derzeit noch geforscht. Auf jeden Fall kann auch hier eine gesunde Lebensweise mit viel Bewegung und dem Vermeiden von Übergewicht nicht schaden.
Wo wird die Darmspiegelung durchgeführt? In der Praxis oder in einer Klinik?
Darmspiegelungen – Fachbegriff Koloskopien – werden insgesamt in rund zwei Drittel aller Fälle ambulant durchgeführt und zu einem Drittel in Kliniken. Bei der Vorsorgeuntersuchung werden nahezu 100 Prozent der Darmspiegelungen ambulant vorgenommen. Denn hier handelt es sich ja um eine präventive Maßnahme, es sind also noch keine Beschwerden vorhanden. Darum finden Koloskopien grundsätzlich im ambulanten Bereich statt – und da gehören sie auch hin.
Ist die Darmspiegelung denn schmerzhaft? Muss ich davor Angst haben?
Nein, da kann ich beruhigen, die Koloskopie ist keine schmerzhafte Untersuchung. Das einzige Handicap ist seit langem das vorher notwendige Abführen. Bei der Darmspiegelung setzen wir heutzutage in der Regel Präparate ein, mit der wir eine gute Sedierung durchführen können, die also beruhigend und schmerzstillend wirken.
Auch verwenden wir heute zur Darmentfaltung häufig Kohlendioxid, das sehr angenehm für den menschlichen Körper ist und Krämpfe vermeidet. Für den Darm ist das besonders entspannend, weil es sich nach der Untersuchung schnell wieder verflüchtigt. Und – ruck, zuck! – in einer halben Stunde ist alles auch schon wieder vorbei.
Eine gute Nachricht zum Schluss: Während die Zahl der Darmkrebsfälle in anderen Ländern deutlich steigt, sinkt die Darmkrebsrate in Deutschland aktuell, sicherlich dank der konsequenten Untersuchungen im Rahmen des Vorsorgeprogramms. Kurzum: Die Darmkrebsvorsorge ist ein Erfolgsmodell, Prävention macht Sinn, Vorsorge wirkt!
Quelle: Ärztekammer Westfalen-Lippe