Pandemie macht Darmpathogenen einen Strich durch die Rechnung
Im Zuge der im März 2020 zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie ergriffenen Infektionsschutzmaßnahmen wurde nicht nur ein abrupter Rückgang von Atemwegserkrankungen beobachtet, sondern im Verlauf des Jahres auch ein in diesem Maße nicht erwarteter Rückgang von bakteriellen Enteritiden.
Wie es im aktuellen Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts heißt, wurde dieser Trend durch die erfassten Fallzahlen im Meldesystem gemäß Infektionsschutzgesetz abgebildet.
So lag bis zur 32. Kalenderwoche (KW) 2020 die Anzahl der gemeldeten Salmonellosen 45,4 Prozent unter dem durchschnittlichen Wert des gleichen Zeitraums der Jahre 2015 bis 2019. Die Anzahl der Campylobacter-Enteritiden ging um 22,2 Prozent zurück, Infektionen mit enterohämorrhagischen Escherichia (E.) coli (EHEC) um 46,4 Prozent, Shigellose um 82,9 Prozent, Listeriose um 21,8 Prozent und Yersiniose um sieben Prozent.
Rückgang an eingesandten Proben
Mit Beginn der Infektionsschutzmaßnahmen ab der 11. KW bis zu den ersten umfangreicheren Lockerungen der Restriktionen in der 19. KW 2020 und nochmals mit Beginn der zweiten Infektionswelle (40. KW) verzeichneten auch das Nationale Referenzzentrum für Salmonellen und andere bakterielle Enteritiserreger (NRZ Salm) und das Konsiliarlabor für Listerien (KL Listeria) einen in diesem Umfang nicht erwarteten Rückgang an eingesandten Proben.
Zu Beginn des Jahres 2020 lagen die Probeneingangszahlen am NRZ Salm im Mittel der Vorjahre 2015 bis 2019. Bis zur 12. KW wurden ausbruchsbedingt sogar mehr Salmonellen-Isolate für die Typisierung eingesandt. Ab März wurde für alle zu bearbeitenden Erreger ein mehr oder weniger starker Rückgang an Einsendungen registriert, der sich bis auf geringfügige Veränderungen auch Anfang 2021 noch nicht auf dem Einsendeniveau der Vorjahre befand.
Schließungen von Kantinen wohl ein Grund
Vermutet wird, dass die Verarbeitung und Ausgabe von Lebensmitteln in so großem Maße eingeschränkt war, dass auch daraus resultierende Infektionen mit bakteriellen Enteritiserregern verringert wurden. Dazu beigetragen haben vermutlich Schließung von Gemeinschaftseinrichtungen wie zum Beispiel Kindertagesstätten, Schulen etc. und Gastronomiebetrieben, die geringeren Belegungszahlen in Krankenhäusern und Kliniken sowie das Verbot von Großveranstaltungen und größeren Familienfeiern.
Eher Dauerlebensmittel auf dem Speiseplan
Neben der Küchenhygiene und der Lebensmittelverarbeitung als solches könnte zudem der Warenverkehr eine Rolle gespielt haben. So wurde analysiert, dass das Verhalten der Konsumierenden in dieser Zeit auf den Verzehr von Dauerlebensmitteln ausgerichtet war und regionale Lebensmittel bevorzugt wurden. Die Zubereitung von Speisen erfolgte in größerem Maße individuell oder Lieferangebote wurden in Anspruch genommen.
Auch die Ausweisung von Risikogebieten und die Einschränkung der Reisetätigkeit ins Ausland hatten im Jahr 2020 einen Einfluss auf die Infektionsraten.
Quelle: Ärzte Zeitung