Paracetamol doch nichts für Schwangere?

(kib) In Deutschland gilt Paracetamol als sicheres Schmerzmittel während der Schwangerschaft. Dennoch wird die Eignung zur Behandlung von Schwangeren immer wieder in Frage gestellt. Aktuell beobachteten Forschende in den USA einen Zusammenhang mit dem Analgetikum und postnatalen Verhaltensproblemen. Was beutet das für die Praxis?

29.09.2022

Strukturformel von Paracetamol
© Foto: Zerbor / Getty Images / iStock
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Im Rahmen der Studie haben Forschende der Pennsylvania State University die Daten von insgesamt 2422 Mutter-Kind Paaren untersucht, indem sie die Paracetamol-Einnahme der werdenden Mütter abfragten. Davon gaben 41,7 Prozent an, das Schmerzmittel während der Schwangerschaft eingenommen zu haben. Anschließend wurde das Verhalten der Kinder im Alter von drei Jahren anhand eines Elternfragebogens bewertet.

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Erfasst wurden sieben Problemskalen, darunter beispielsweise die emotionale Reaktivität, körperliche Beschwerden, Aufmerksamkeitsprobleme, aggressives Verhalten sowie Schlafprobleme. Nach einer Anpassung der Ergebnisse um potenzielle Störfaktoren, insbesondere einer übermäßigen Belastung von Mutter und Kind während der Schwangerschaft (pränataler Stress), konnte eine signifikant erhöhte Chance für das Auftreten von Schlaf- und Aufmerksamkeitsproblemen bei einer pränatalen Paracetamol-Exposition festgestellt werden.

Studie mit eingeschränkter Aussagekraft

In der vorliegenden Studie wird zwar pränataler Stress als Störfaktor mit eingerechnet, die Forschenden weisen dennoch auf eine Reihe von Limitationen hin. Zum einen beruhen die Daten zur Einnahme auf einem einmaligen Telefoninterview in der 35. Schwangerschaftswoche. Außerdem wurden weder die Dosis und die Häufigkeit noch der Zeitpunkt der Einnahme des Schmerzmittels während der Schwangerschaft berücksichtigt. Ebenso wurde das Verhalten der Kinder nicht von Lehrern und Lehrerinnen oder Ärztinnen und Ärzten beurteilt, sondern von den Müttern.

Schwangere nicht verunsichern

Dr. Wolfgang Paulus, Oberarzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie, Universitätsfrauenklinik Ulm kommentierte die Studie unter anderem folgendermaßen: „Die Frage, ob die Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft mit einer erhöhten Rate an angeborenen Fehlbildungen und neurologischen Entwicklungsstörungen bei Kindern verbunden ist, wird immer wieder aufgeworfen. Im letzten Jahr wurden diese Bedenken in einer Konsensuserklärung von Wissenschaftlern in Nature Reviews Endocrinology erneut vorgebracht. Angesichts der weiten Verbreitung des altbewährten Schmerzmittelns werden solche Warnungen auch in den Laienmedien rasch verbreitet. Das sorgt bei schwangeren Frauen oft für Zweifel, Angst, Schuldgefühlen und Misstrauen gegenüber der Ärzteschaft.“

So kurz und niedrig dosiert wie möglich

Er erinnerte an bekannte Empfehlungen in der täglichen Praxis: Paracetamol sollte nach seinen Worten grundsätzlich „in der Schwangerschaft so kurz und moderat wie möglich dosiert werden“. Und es sollte „nicht zwangsläufig auf potentere Analgetika mit noch problematischerem Wirkungsprofil ausgewichen werden“.

Paracetamol ist aus Sicht des Mediziners nach wie vor ein gut dokumentiertes, sicheres Analgetikum während der Schwangerschaft. Die Alternativen wie NSAIDs, die zu einem vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus (kleines Gefäß, das beim Fetus die Körperhauptschlagader mit der Lungenschlagader verbindet) und einer verminderten fetalen Nierendurchblutung führen, und Opioid-Analgetika, die mit postpartaler Sedierung und einem Opioid-Entzugssyndrom beim Neugeborenen verbunden sind, wiesen keine entscheidenden Vorteile auf.

Quelle: Science Media Center Germany

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