Pflaster aus Herzmuskelzellen

(kib) Noch ist es Zukunftsmusik, aber ein Gewebepflaster aus Herzmuskelzellen könnte künftig Patientinnen und Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz vor Transplantationen bewahren. Ein solches wird derzeit an Erkrankten in Deutschland geprüft.

18.04.2023

Frau hält rotes Herz
© Foto: Ton Photographer4289 / stock.adobe.com
Anzeige

Das Gewebepflaster aus Herzmuskelzellen soll das Herz kräftigen und seine Kontraktilität verbessern, berichtet die Ärzte Zeitung. Um die Wirksamkeit des potenziell neuen Therapieprinzips zu überprüfen, ist eine weltweit bislang einmalige klinische Studie angelaufen: Mehr als 50 Patientinnen und Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz werden voraussichtlich bis Ende 2024 ein „Herzpflaster“ auf die linke Herzkammer genäht bekommen. Bereits Ende dieses Jahres werden erste Zwischenergebnisse erwartet.

Aktueller Podcast

Ganz aktuell teilte die Universitätsmedizin Göttingen mit, dass nach der Behandlung von zehn Patientinnen und Patienten nun die maximal sichere Höchstdosis ermittelt werden konnte. Diese liegt bei 800 Millionen implantierter Herzzellen.

Herstellung aus pluripotenten Stammzellen

Das etwa 100 Quadratzentimeter große Gewebepflaster aus Herzmuskelzellen (Engineered Heart Muscle – EHM) wird aus pluripotenten Stammzellen vom Menschen hergestellt. Diese sind in der Lage, innerhalb von etwa drei Monaten alle Zellen des Organismus zu bilden – in diesem Fall Herzmuskelzellen. Die Forschenden gehen davon aus, dass sie mindestens 800 Millionen Herzmuskelzellen brauchen, um einen Muskeldefekt bei Herzmuskelschwäche reparieren zu können.

Eingriff am schlagenden Herzen

Die Implantation in der Herzchirurgie erfolgt am schlagenden Herzen mit einem Eingriff, der auch bei minimal-invasiver Bypass-Chirurgie angewendet wird. Das heißt, das Brustbein muss nicht durchtrennt, der Thorax nicht weit eröffnet werden und der Einsatz der Herz-Lungen-Maschine erübrigt sich. Nach der Gewebetransplantation benötigen die Patienten eine Immunsuppression.

Effekte nach einigen Monaten messbar

„Mit klinisch objektivierbaren Effekten rechnet man nach drei bis sechs Monaten“, erklärt Professor Wolfram-Hubertus Zimmermann von der Universitätsmedizin Göttingen im Gespräch mit der Ärzte Zeitung. Zimmermann forscht seit 1995 zu diesem Therapieprinzip und leitet gemeinsam mit Professor Tim Seidler, ebenfalls Uni Göttingen, die klinische Studie. Die Patienten werden an den Universitätskliniken Göttingen und Lübeck aufgenommen.

Quelle: Ärzte Zeitung, Universitätsmedizin Göttingen

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *