Pilzinfektionen mit Candida auris nehmen zu

(kib) Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 77 Fälle von Candida auris-Nachweisen erfasst. Die Zahl erscheint zunächst einmal klein. Doch es sind sechs Mal mehr als in den Vorjahren, zeigen sich Experten alarmiert. Gelangt der Keim in den Blutkreislauf, droht eine Blutvergiftung.

03.05.2024

Auf Chromagarplatten wächst der Hefepilz Candida auris in blauen Kolonien.
© Foto: Franziska Pietsch / Universität Würzburg
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Für gesunde Menschen ist eine Besiedlung mit dem Pilz Candida auris in der Regel ungefährlich – die meisten merken nicht einmal etwas davon. Bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder auf Intensivstationen ist die Gefahr hingegen größer, heißt es in einer Mitteilung der Universität Würzburg. Gelangt Candida auris in ihren Blutkreislauf, drohe eine Blutvergiftung, die in gut der Hälfte aller Fälle tödlich ende.

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Starker Anstieg im Jahr 2023

Eine aktuelle Auswertung des Nationalen Referenzzentrums für Invasive Pilzinfektionen zeigt einen deutlichen Anstieg der Candida auris-Fallzahlen in Deutschland. Wurden in den Vorjahren jeweils zwölf Fälle an das Referenzzentrum gemeldet, waren es im vergangenen Jahr 77.

Bei 58 von ihnen konnte Candida auris bei den Patientinnen und Patienten nachgewiesen werden, in 13 Fällen kam es zu einer Infektion. In sechs Fällen blieb der Status unklar. Die Mehrheit der nachgewiesenen Fälle konnte nachträglich einem spezifischen Ausbruch zugeordnet werden.

Generelle Meldepflicht wird angeregt

Gegenwärtig muss die Besiedelung mit dem Keim nur dann gemeldet werden, wenn sie eine Folge von Übertragung in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen oder Seniorenheimen sind. Aufgrund ihrer Studienergebnisse, sprechen sich die Experten jedoch für eine generelle Meldepflicht für alle Candida auris-Fälle aus. Mit frühzeitig und konsequent durchgeführten Screening- und Hygienemaßnahmen bei allen Nachweisen, unabhängig von deren klinischer Relevanz könnte ihrer Meinung nach einer weiteren Ausbreitung von Candida auris wirkungsvoll entgegengetreten werden. Das sei wichtig, denn eine Infektionen mit dem Pilz sei oft schwer zu behandeln.

Hintergrund

Seit der erstmaligen Beschreibung des Hefepilzes Candida auris in Japan im Jahr 2009 wird global ein kontinuierlicher Anstieg der Fallzahlen beobachtet. Mittlerweile ist der Pilz weltweit verbreitet und in einigen Regionen wie Indien und Südafrika und regional auch in Spanien und Italien endemisch.

Anders als bei anderen Candida-Arten kommt es bei dieser Hefepilzart insbesondere in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen regelmäßig über direkten und indirekten Kontakt zu schwer eindämmbaren Ausbrüchen.

Die Behandlung von Candida auris-Infektionen wird dadurch erschwert, dass der Erreger Resistenzen gegen alle verfügbaren Antimykotika-Klassen entwickelt. Diese Eigenschaft führtt unter anderem zum Einschluss des Pilzes in die höchste Priorisierungskategorie des amerikanischen Centers for Disease Prevention and Control und der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Quelle: Justus-Maximilians-Universität Würzburg

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