PTA-Schule statt Uni

Ihren Hochschulabschluss hat Rieke Behning längst in der Tasche. Trotzdem drückt die 26-Jährige nun wieder die Schulbank. Warum sie sich nach dem Studium für eine Ausbildung zur PTA entschieden hat, erzählt Behning im Interview mit DAS PTA MAGAZIN.

26.10.2018

PTA-Schülerin Rieke Behning
© Foto: Helmut Behning
Anzeige

Sie haben im August die Ausbildung zur PTA an der Ludwig-Fresenius-Schule in Oldenburg begonnen. Was haben Sie davor gemacht?

Aktueller Podcast

Rieke Behning: Warum ich die Ausbildung zur PTA gewählt habe, ist eine etwas längere Geschichte. Ich habe Ökotrophologie studiert. Meinen Bachelor habe ich 2017 in Kiel gemacht und bin dann für meinen Master im Bereich "Molekulare Ernährung" nach Wien gegangen. Schnell habe ich gemerkt, dass dies nicht das Richtige war. Auch wollte ich gerne wieder nach Norddeutschland, habe für mich als Ökotrophologin dort allerdings keine Perspektive gesehen. Selbstständig wollte ich mich nicht machen, das ist mir – auf jeden Fall im Moment – zu unsicher.

Also habe ich mir nach langem Überlegen die PTA-Ausbildung mal genauer angesehen. Meine Eltern arbeiten beide im pharmazeutischen Bereich und eigentlich hat unsere ganze Familie väterlicherseits mit Apotheken und der Pharmazie zu tun. Auf dem Land bedeutet der Beruf als PTA für mich einen sicheren Arbeitsplatz, der meinem Studium auch nicht völlig fremd ist und der mich wirklich interessiert.

Welche Vorteile haben Sie durch Ihr abgeschlossenes Bachelor-Studium in der PTA-Ausbildung?

Rieke Behning: Die Vorteile kann ich noch nicht voll und ganz einschätzen. Bis jetzt kann ich sagen, dass mir alles ziemlich leicht fällt und ich nebenbei trotzdem noch in meinem Nebenjob arbeiten kann. Gerade wenn wir Laborarbeit haben, bin ich oft früher fertig, weil ich vieles schon während des Studiums gemacht habe.

Ärgerlich ist es, dass ich mir für die Ausbildung gar nichts anrechnen lassen konnte. So ist mir in Fächern wie zum Beispiel Chemie, schon mal langweilig. In ein paar anderen Fächern ist es aber so, dass die Lehrer mein Wissen mit einbeziehen. Zum Beispiel durfte ich eine Doppelstunde Unterricht zum Thema Verdauungstrakt und Ernährung gestalten. Das war für mich spannend, aber auch meinen Mitschülern hat es gut gefallen.

 

Denken Sie, dass Sie auch als PTA von Ihrem Studium profitieren können?

Rieke Behning: Ja, ich hoffe, dass ich nach meiner PTA-Ausbildung beide Qualifikationen kombinieren kann. In der Apotheke hilft es sicher, sich mit Ernährung und der Beratung dazu auszukennen. Zum anderen ist es auf jeden Fall von Vorteil, sich als Ernährungsberater mit Arzneimitteln auszukennen.

 

Viele junge Erwachsene beginnen die PTA-Ausbildung nach der Mittleren Reife. Welche Unterschiede zwischen Ihnen und den anderen Schülerinnen bemerken Sie im Alltag?

Rieke Behning: Ich hatte zum Anfang wirklich große Bedenken, auch weil ich ja schon etwas älter bin, als der Großteil der Anderen. Es ist aber so, dass ich nicht die Älteste bin. Viele aus meiner Klasse haben Abitur gemacht. Ein paar Mitschüler haben ebenfalls schon studiert oder vorher eine andere Ausbildung gemacht. Den größten Unterschied merkt man wahrscheinlich doch im Unterricht, weil dort viele sind, die nie wirklich Biologie oder Chemie in der Schule hatten. Ansonsten habe ich wirklich schnell gute Freunde gefunden.

 

Sie sprechen vom PTA-Beruf als einem sicheren Arbeitsplatz: Warum ist das Ihrer Meinung nach so?

Rieke Behning: Ich habe nach meinem Bachelorstudium einige Erfahrungen im Bereich der Jobsuche gesammelt und die waren wirklich nicht ganz rosig. Die Berufsaussichten in meinem Bereich – ich habe damals den medizinischen-wissenschaftlichen Zweig des Studiums gewählt – hatte ich mir doch etwas besser ausgemalt. Auch wird die Ernährungsberatung- und Therapie im Klinikalltag immer weiter zurückgeschraubt, obwohl man meinen sollte, dass Prävention und Nachsorge ja eigentlich unglaublich wichtig sind.

Durch meine Eltern weiß ich, dass PTA in ganz Deutschland, aber auch gerade in dem Raum, in den ich später wieder ziehen möchte, gesucht werden. Man hat außerdem die Sicherheit der Tariflöhne, die für mich auch ein guter Grund waren, mich für die Ausbildung zu entscheiden. Auch glaube ich, entgegen manch anderslautender Prophezeiung, dass die Vor-Ort-Apotheke und das Berufsbild der PTA Zukunft haben.

Das Interview führte Christoph Niekamp

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *