Ramadan und Schwangerschaft
Das Forscherteam befragte schwangere und frisch entbundene Muslima in Mainzer Krankenhäusern zu ihrem Verhalten im Ramadan. Es gab Fragen zum Fasten, zum Schlafrhythmus und sonstigen Änderungen im Ess- und Trinkverhalten, die einen Effekt darauf haben können, ob und wie Ramadan während der Schwangerschaft das Kind beeinflusst. Erhoben wurden auch Kontrollvariablen wie Ausbildungsstatus und Geburtsland. Befragt wurde auf Deutsch, Arabisch, Türkisch und Englisch.
In der Studie wurden 116 Frauen befragt. 43 Prozent haben mindestens einen Tag gefastet, davon 54 Prozent für 20 bis 30 Tage. Fastende Frauen sind signifikant jünger als nicht fastende Frauen und haben tendenziell einen niedrigen Bildungsstand. Die Meinung des Partners hat nur einen beschränkten Effekt auf die Fasten-Entscheidung der Frauen. 67 Prozent der nicht fastenden Frauen erwarten negative Effekte in der Schwangerschaft auf die Gesundheit ihres Kindes. Aber auch von den fastenden Frauen erwarten 20 Prozent negative Effekte.
Eine Minderheit der Frauen bespricht ihr Verhalten im Ramadan mit ihrer Gynäkologin oder Hebamme (49 % der fastenden und 38 % der nicht fastenden Frauen). Nur zwei Frauen gaben an, proaktiv vom Fachpersonal auf den Ramadan angesprochen worden zu sein. 73 Prozent des Fachpersonals raten vom Fasten in der Schwangerschaft ab. Über ein Viertel weist aber nicht auf mögliche negative Auswirkungen hin.
Etwa fünf Prozent der deutschen Bevölkerung sind Muslime - mit steigender Tendenz. Islamspezifische Themen müssen deshalb in der Schwangerschaftsvorsorge berücksichtigt werden, fordert das Netzwerk Gesund ins Leben. Bislang wurden die Gebräuche schwangerer Muslima in Europa kaum untersucht, obwohl Studien zeigen, dass Ramadan-Fasten während der Schwangerschaft dazu führen kann, dass das Kind ein größeres Risiko für schlechtere kognitive Leistungen, Behinderungen und - im Erwachsenenalter - Symptome von Typ-2-Diabetes und koronare Herzkrankheiten hat.
Quelle: www.gesund-ins-leben.de