Reisemitbringsel aus Korsika

(kib) Neben der Malaria ist die Bilharziose (Schistosomiasis) die wichtigste parasitäre Infektion, die von Migranten und Reiserückkehrern aus Afrika nach Deutschland importiert wird. Wie Experten kürzlich beim Infektions-Update 2021 in Mainz berichteten, gibt es inzwischen einen neuen Infektionsort, der für die Reisemedizin besonders interessant ist: Korsika.

08.06.2021

Korsika
© Foto: / stock.adobe.com
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Zu einem Ausbruch urogenitaler Schistosomiasis kam es auf der Mittelmeerinsel erstmals im Jahr 2013. Betroffen waren damals über 100 Einheimische und Touristen, die sich alle im Cavu-Fluss im Südosten der Insel infiziert hatten. 2020 wurde bei einem Touristen eine Schistosomiasis diagnostiziert, der allerdings keinen Kontakt zum Cavu-Fluss hatte und bei dem als wahrscheinliche Infektionsquelle der Solenzara-Fluss angenommen wurde. Klinisch bestand bei den meisten dieser Patienten eine Hämaturie. Unklar ist bislang, ob die Kontamination der Gewässer durch menschliche Ausscheider oder durch ein tierisches Reservoir versursacht wurde.

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Die Sequenzierung der DNA des Parasiten ergab eine Überraschung: In allen bislang registrierten Fällen handelte es sich nicht um einen klassischen humanen Parasiten, sondern um ein Hybrid aus einem humanen und einem zoonotischen Parasiten (Schistosoma (S.) haematobium/bovis). Solche Hybride sind offenbar weltweit auf dem Vormarsch, mittlerweile wird von ihrem Auftreten auch aus Afrika berichtet. Wegen des viel weiteren Wirtsspektrums von Mensch und Tier müsse man diesen Trend im Auge behalten.

Eine akute Schistosomiasis zeigt sich zwei bis sechs Wochen nach der Primärinfektion mit Symptomen wie Fieber, Eosinophilie und mitunter urtikariellen Hautveränderungen. Häufig bleibt die Infektion allerdings auch unbemerkt. Chronische Infektionen mit S. haematobium führen zu urogenitalen Komplikationen, S. mansoni kann eine Leberfibrose und eine portale Hypertension hervorrufen.

Quelle: Springer.Medizin.de

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