RSV-Welle bei Kleinkindern rollt an
Der Kinder-Intensiv- und Notfallmediziner Florian Hoffmann sagte der Deutschen Presse-Agentur zur Entwicklung bei Kleinkindern: „Es ist keine Kurve mehr, sondern die Werte gehen senkrecht nach oben.“ In mehreren Bundesländern, darunter Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, gebe es schon jetzt kaum ein freies Kinderbett in Kliniken mehr, sagte Hoffmann, Generalsekretär der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin und Oberarzt im Dr. von Haunerschen Kinderspital in München.
Er wies darauf hin, dass es nicht nur in Deutschland, sondern generell auf der Nordhalbkugel ein „dramatisches epidemisches Geschehen“ gebe. Betroffen seien viele Kinder von ein oder zwei Jahren, die – auch angesichts der Corona-Pandemie und der dagegen getroffenen Maßnahmen – bisher keinerlei Kontakt zum RSV hatten, erklärte Hoffmann.
Etwa sieben Millionen Fälle
Im aktuellen RKI-Wochenbericht vom 24. November heißt es, die Zahl akuter Atemwegserkrankungen generell sei nach Daten der Online-Befragung „GrippeWeb“ im Vergleich zur Vorwoche deutlich gestiegen. In der Woche bis 20. November lag sie demnach mit etwa sieben Millionen über dem Bereich vorpandemischer Jahre.
Dies schlägt sich auch in der Erfassung der mit schweren akuten respiratorischen Infektionen (Sari) neu im Krankenhaus aufgenommener Patientinnen und Patienten nieder: Aktuell werden bedingt durch die ungewöhnlich starke RSV-Zirkulation deutlich mehr Sari-Fälle bei den bis Vierjährigen verzeichnet als in den vorpandemischen Jahren und im Vorjahr. Auch in den folgenden Altersgruppen bis 14 Jahre liegen die Sari-Werte laut RKI auf einem sehr hohen Niveau.
Lungenerkrankungen sind Risikofaktor
An RSV kann man in jedem Alter erkranken, aber vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern ist der Erreger bedeutsam. Es kann sich um eine einfache Atemwegsinfektion handeln, aber auch schwere Verläufe bis hin zum Tod. Zu Risikopatienten zählt das RKI zum Beispiel Frühgeborene und Kinder mit Lungenvorerkrankungen, aber auch generell Menschen mit Immunschwäche oder unterdrücktem Immunsystem.
Quelle: dpa