Schmerz lass nach!

(kib) Wer schon einmal Chilis geschnitten hat und danach mit den Fingern an die Augen gekommen ist, weiß: Es brennt höllisch. Verantwortlich hierfür ist Capsaicin. Die Substanz kann jedoch auch schmerzlindernd wirken, zum Beispiel bei Post-Zoster-Neuralgie nach einer Gürtelrose. Nun haben Forscher eine weitere Substanz ausfindig gemacht, die sich ebenso eignen könnte, um starke Schmerzen zu bekämpfen, jedoch weitaus verträglicher ist.

08.07.2016

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© Foto: mates / Fotolia
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Bei der Substanz handelt es sich um Capsazepin. Der Stoff hatte in Studien anderer Wissenschaftler die chronische Dickdarmentzündung Colitis ulcerosa bei Mäusen verhindert.

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Nun konnten die Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zeigen, dass die schützende Wirkung von Capsazepin darin besteht, dass die Nozizeptoren – also die Nervenfasern, die im Körper Schmerz vermitteln, auf entsprechende Reize weniger reagierten und keine Neuropeptide mehr freisetzten. Und die Forscher fanden noch mehr heraus: Obwohl Capsazepin lokal im Darm verabreicht wurde, wurden auch in der Haut kaum noch Neuropeptide ausgeschüttet.

Sie folgerten daraus, dass Capsazepin auf dem Blutweg alle Nozizeptoren im Körper wirksam erreichen und vielleicht desensibilisieren kann. Das kann auch Capsaicin. Dafür benötigt man jedoch so hohe Dosen, dass der Körper die Temperatur nicht mehr gut regeln kann, das Empfinden für schmerzhafte Hitze verloren geht und die Durchblutung mancher Organe schlechter wird – alles dauerhaft und unumkehrbar. Daher wird Capsaicin beim Menschen nur lokal begrenzt mit Pflastern und in niedriger Dosis in Cremes eingesetzt.

Für Capsazepin zeigte sich nun: Die mehrtägige Gabe der Substanz in hoher, aber gut verträglicher Dosis ging die Empfindlichkeit für schmerzhafte chemische und Hitzereize nach und nach im ganzen Körper deutlich zurück, und gleichzeitig wurde die Dickdarmentzündung verhindert.

Ein vielversprechendes Ergebnis, so die Forscher, das langfristig helfen könnte, hochwirksame Schmerzmittel zu entwickeln, für Krankheiten wie chronische Dickdarmentzündung, Gelenkarthrose, chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung, Morbus Crohn oder chronisches Asthma.

Quelle: IDW 

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