Schon bald Tropen-Viren in Europa?
Das Klima beeinflusst die Ausbreitung eines von Stechmücken übertragenen Virus vor allem in zweierlei Hinsicht: Es wirkt sich entscheidend auf die geografische Verbreitung der Mücken aus, die nur bei hinreichend hohen Temperaturen und Niederschlägen auf Dauer leben können. Zudem kann sich das Virus im Organismus der Mücken besonders schnell vervielfältigen, wenn die Außentemperaturen hoch sind und im Tagesverlauf nicht zu sehr schwanken. Daher konzentriert sich das Risiko, an Chikungunya zu erkranken, bisher auf tropische Regionen in Afrika, Asien und Südamerika.
An der Universität Bayreuth hat eine Forschergruppe nun die klimatischen Bedingungen, die eine Übertragung des Chikungunya-Virus begünstigen, genauer untersucht. In Gebieten, die seit langem hohe Infektionsraten aufweisen, haben sie ermittelt, welche Faktoren die dortigen Klimaverhältnisse bestimmen. Aus den so gewonnenen Daten konnten sie eine Weltkarte generieren, die zeigt, wo das Infektionsrisiko besonders hoch ist.
Um zu prognostizieren, wie sich die heutigen Risikogebiete infolge des Klimawandels verändern werden, haben die Wissenschaftler zwei Szenarien skizziert: Eines der beiden nimmt an, dass sich der Klimawandel moderat fortsetzt und das klimapolitische 2-Grad-Ziel nur knapp überschritten wird: Die globale Mitteltemperatur erhöht sich demnach bis zum Jahr 2100 um 2,6 Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit. Unter dieser Annahme zeigen die Berechnungen einen allgemeinen Trend, der weltweit die klimatischen Voraussetzungen für Chikungunya-Übertragungen begünstigt.
Das zweite Szenario geht hingegen von einem weitgehend ungebremsten Klimawandel aus. Dieser führt dazu, dass sich die globale Mitteltemperatur bis zum Jahr 2100 um etwa 4,8 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zustand erhöht. In diesem Fall werden sich die Regionen mit einer hohen klimatischen Eignung für Chikungunya-Übertragungen spürbar ausweiten. Das Virus wird dann voraussichtlich bis in die Länder Südeuropas und in die USA vordringen.
Quelle: IDW