Schützen teure High-Tech-Laufschuhe vor Verletzungen?
Laufschuhe unterscheiden sich einerseits im Ausmaß der Dämpfung durch die Sohle. Schweren Gelegenheitsläufern auf hartem Untergrund (Straße) werden zumeist stärker gedämpfte Schuhe empfohlen, gut trainierte Läufer auf weichem Waldboden bevorzugen oft schwach gedämpfte, harte Schuhsohlen für ein „bodennahes“ Laufgefühl.
Andererseits bieten Laufschuhe ein unterschiedliches Ausmaß an Stützfunktionen, die vor allem für Menschen mit Fuß-Fehlstellungen gedacht sind und das versehentliche Umknicken oder „Verknacksen“ des Fußes verhindern sollen.
Welche der vielen unterschiedlichen Typen von Laufschuhen nicht nur sportliche Höchstleistungen ermöglichen, sondern möglicherweise auch vor Lauf-Verletzungen und schmerzhaften Überbelastungen schützen, wollten die Autorinnen und Autoren eines Cochrane Reviews herausfinden – mit Blick auf die wissenschaftliche Evidenz.
Fraglicher Nutzen
Sie fanden 12 randomisierte oder quasi-randomisierte Studien mit insgesamt mehr als 11.000 Teilnehmenden, die unterschiedliche Typen von Laufschuhen miteinander verglichen. Leider erlaubt die momentan verfügbare Evidenz kaum eindeutige Schlüsse.
Schuh ist nicht gleich Schuh
Im Review wurden folgende Schuhtypen untersucht, die Unterschiede sind jedoch oft unklar definiert:
- Minimalistische Schuhe (Barfußschuhe) sind weder gedämpft noch stützend, dafür aber umso leichter.
- Neutralschuhe dämpfen ein bisschen, bieten aber keine Stütze.
- Stabilitätsschuhe (auch: Stabilschuhe) sollen den Fuß stabilisieren und vor einem Einknicken nach Innen bewahren. Sie sind vor allem für Läufer mit einer Überpronation oder Senkfüßen gedacht.
- Motion-Control-Schuhe oder Bewegungskontrollschuhe sind Stabilitätsschuhe mit noch stärkerer Stützfunktion.
- Dämpfungsschuhe (Cushion-Schuhe) sind stark gedämpft, aber wenig gestützt.
- Schuhe mit harten vs. weichen Zwischensohlen: Hier wurde vor allem das unterschiedliche Ausmaß der Dämpfung verglichen.
Grund dafür sei die fast durchweg niedrige bis sehr niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz (nach GRADE), bedingt insbesondere durch die fehlende Verblindung der Teilnehmenden gegenüber dem Typ von Laufschuh, der ihnen zugeteilt war. Zudem war die Studiengröße für einige Vergleiche sehr klein.
Dort wo sich verwertbare Hinweis aus der Evidenz ergeben, sprechen diese gegen große Effekte bestimmter Laufschuhe gegenüber anderen Typen. „Wir können uns deshalb über die tatsächlichen Auswirkungen verschiedener Laufschuhtypen auf die Verletzungsraten nicht sicher sein“, so das ernüchternde Fazit der Autorinnen und Autoren.
Eine ausführlichere Darstellung der Ergebnisse finden Sie auf dem Cochrane-Blog "Wissen Was Wirkt".
Quelle: IDW