Smartphones können Schrittmacher lahmlegen

(kib) Das Magnetfeld bestimmter Smartphone-Modelle kann Schrittmacher und Defibrillatoren außer Kraft setzen. Die Lösung: Abstand halten.

27.09.2021

Strichmännchen mit Magnet in der Hand
© Foto: Trueffelpix / stock.adobe.com
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Erste Befürchtungen kamen schon zu Beginn dieses Jahres auf. Die Firma Apple hatte kurz vor Ende 2020 begonnen, ihr neues Smartphone-Modell iPhone 12 auszuliefern. Im Journal „Heart Rhythm“ veröffentlichten Elektrophysiologen des Henry Ford Heart and Vascular Institute daraufhin noch Anfang Januar 2021 online einen Brief an den Herausgeber, in dem sie über den wiederholt erfolgreichen Versuch berichteten, mit dem iPhone 12 einen implantierten Kardioverter-Defibrillator (ICD) stillzulegen.

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Sie hatten das Gerät dafür lediglich in die Nähe des linken Brustbereichs eines Patienten gebracht. Der Funktionsausfall hielt jeweils für die Dauer der Tests an. Zugleich warnten die Forscher, Fitnesstracker-Armbänder könnten ähnliche Störungen verursachen.

Die Befürchtungen haben sich derweil bestätigt. Wissenschaftler der US-Arzneimittelbehörde FDA berichten über Experimente mit dem iPhone 12 und der Apple Watch 6. Diese Geräte erzeugen in einem Abstand bis zu einem Zentimeter ein statisches Magnetfeld einer Stärke von mehr als 10 G.

Damit wird eine Feldstärke erreicht, mit der sich ein in Herzschrittmachern und Kardioverter-Defibrillatoren eingebauter Magnetmodus aktivieren lässt, eigentlich dazu gedacht, die Detektion und Therapie von Tachykardie eines ICD erforderlichenfalls zu beenden beziehungsweise elektromagnetischen Interferenzen – etwa bei elektrochirurgischen Eingriffen – vorzubeugen.

Für Schrittmacher ist der Magnetmodus ein Notfallmodus im Fall von Komplikationen. Das Gerät schaltet auf asynchrone, starrfrequente Erregung, was im ungünstigen Fall Kammerflimmern auslösen kann.

Smartphone nicht über dem Gerät tragen

Die in den Apple-Geräten verbauten Magnete dienen in erster Linie dem drahtlosen Laden im MagSafe-Ladegerät. Das Problem der Interferenz mit Herzschrittmachern und Defibrillatoren ist dem Unternehmen bekannt, es hat eine eigene Informationsseite dazu eingerichtet, auf der magnethaltige Apple-Produkte gelistet sind.

Neben dem Rat, sich an den Arzt zu wenden, wird Betroffenen empfohlen, zwischen dem Apple-Gerät und medizinischen Geräten einen Mindestabstand von 15 Zentimetern, beim kabellosen Laden von 30 Zentimetern einzuhalten. Dem folgen auch die FDA-Experten. Auch sie empfehlen einen Abstand von 15 Zentimetern.

Elektronische Geräte sollten nicht in Taschen gesteckt werden, die über dem Medizingerät liegen. Wer über ein Home-Monitoring-System verfüge, solle seinen Schrittmacher oder Defibrillator überprüfen, bei Problemen oder Fragen solle man sich an seine Ärzte wenden.

Quelle: Ärzte Zeitung

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