Sollten auch Kinder und Jugendliche gegen COVID-19 geimpft werden?

(kib) Zwei Argumente sprechen dafür, dass auch Kinder und Jugendliche künftig gegen COVID-19 geimpft werden: zum einen der Bevölkerungsschutz über die Herdenimmunität, zum anderen der Individualschutz von Kindern vor einer schweren Erkrankung. Allerdings sind die derzeit vorhandenen Impfstoffe für diese Altersgruppen nicht zugelassen. Und von einem Off-Label-Use raten Experten eindringlich ab.

08.03.2021

Drei Kinder auf dem Fahrrad
© Foto: Racle Fotodesign / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodellen)
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Aufgrund der hohen Mobilität und den vielzähligen Kontakt in Betreuungs- und Bildungseinrichtungen spielen Kinder als Krankheitsüberträger von SARS-CoV-2 eine zentrale Rolle in der Bevölkerung.

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Ein weiterer Aspekt, der die Forderung, Kinder und Jugendliche zu impfen, vorantreibt, ist der Individualschutz. Kinder und Jugendliche erkranken im Vergleich zu Erwachsenen zwar selten schwer an COVID-19, allerdings mehren sich die Hinweise, dass auch Kinder nach milden und asymptomatischen Verläufen langfristig unter den Folgen einer Infektion leiden können oder in Einzelfällen systemische Entzündungen in mehreren Organen auftraten – multisystemisches inflammatorisches Syndrom (MIS-C) genannt.

Aus diesem Gründen fordern einige Fachgesellschaften die Impfung in den jüngeren Altersgruppen. Eine zugelassene Impfung für Kinder gibt es allerdings noch nicht und von einem Off-Label-Use – also die Anwendung des Impfstoffes bei Kindern und Jugendlichen ohne eine vorangegangene klinische Prüfung – wird eindringlich abgeraten.

Die Pharmahersteller beginnen, junge Menschen in ihre laufenden klinischen Studien einzuschließen – so zum Beispiel BioNTech/Pfizer und Moderna – oder planen das zumindest, wie im Fall von CureVac. Die aktuell laufende Studie mit dem mRNA-Impfstoff BNT162b2 von BioNTech/Pfizer umfasst beispielweise Probanden von 12 bis 50 Jahre. Sie ist allerdings nicht speziell für die Überprüfung an Kindern und Jugendlichen konzipiert.

Zu den Hürden, die es bei der Zulassung von Impfstoffen für Kinder und Jugendliche zu überwinden gilt, äußerte sich Prof. Dr. Jörg Dötsch, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Uniklinik Köln, und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V., wie folgt: „Die klinische Überprüfung bei Kindern unterliegt immer besonderen Herausforderungen, da es natürlich bei jeder klinischen Überprüfung zu einem potenziellen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit kommt bei Menschen, die die Tragweite dieser Prüfung nicht ersehen können. Insofern ist bei Kindern und Jugendlichen eine besonders strenge Prüfung der ethischen Voraussetzungen vor der Testung eines Arzneimittels oder eines Impfstoffes angezeigt. Es muss konsequenter dargelegt werden, dass es keine Alternativen zur Testung gibt und wie mit möglichen unerwünschten Ereignissen umgegangen wird. Dies gilt generell und so auch in Bezug auf die Überprüfung von Impfstoffen gegen COVID-19.”

„Sobald Studien abgeschlossen sind, die 12- bis 16-Jährige erfassen, kann auch nur in dieser Altersgruppe die Zulassung des Impfstoffes beantragt werden. Es wird im weiteren Verlauf nötig sein, die Studien an jüngeren Altersgruppen durchzuführen. Auch diese Praxis ist bei Impfstoff- sowie Arzneimitteltestungen gängig. Entsprechend musste auch bei anderen Impfungen, die Kindern gegenüber empfohlen werden, vorgegangen werden. Bei jeder neu einzuführenden Impfung ist und war es notwendig, Studien in der Altersgruppe derer durchzuführen, bei denen die Impfung vorgesehen ist. Dies gilt für Lebendimpfungen wie Masern, Mumps, Röteln, Varizellen und Rotaviren ebenso wie für Impfungen mit Totimpfstoffen wie Pneumokokken, Tetanus, Diphtherie und anderen.”

Quelle: Science Media Center Germany

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