Sportmuffel-Kind oder nicht?

(kib) Wer der entscheidende Motivator ist, ob und wie viel Kinder sich bewegen, ändert sich je nach Alter – und je nach Art der körperlichen Aktivität. Das hat eine Studie der Universität Erlangen ergeben.

08.11.2019

Fußballspielende Kinder
© Foto: Ralf Gerard /dpa Themendienst / picture alliance (Symbolbild mit Fotomodellen)
Anzeige

Zudem gab es für die Forscher eine kleine Überraschung: Bislang hatten Studien belegt, dass Jungs sich mehr bewegen als Mädchen. „Die Unterschiede scheinen sich zu nivellieren“, sagte Studienautorin Professor Anne Reimers der Nachrichtenagentur dpa.

Aktueller Podcast

Für die Studie hatten die Forscher Daten aus dem Motorikmodul einer Langzeit-Beobachtungsstudie ausgewertet, die federführend am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) betreut wird. Die Frage war, inwieweit Eltern, Geschwister oder Freunde einen Einfluss auf die Bewegungsfreude von Kindern und Jugendlichen haben.

„Im Prinzip haben wir feststellen können, dass es Unterschiede gibt, je nachdem welche körperliche Aktivität man sich anschaut: Sport in der Schule, im Verein, außerhalb des Vereins oder beim Spielen draußen“, erläuterte Sportwissenschaftlerin Reimers.

So sei beim Spielen im Freien die Verfügbarkeit von Freunden sehr wichtig, beim Sporteln im Verein eher die Unterstützung der Eltern, die gerade jüngere Kinder hinbringen müssten, sich aber auch emotional für die sportlichen Erlebnisse ihrer Kinder interessieren sollten.

Bei den Jugendlichen hingegen herrsche der Einfluss der Clique vor. „Da gibt es dann sozusagen Milieus. Wenn man in einer Peergroup ist, die inaktiv ist, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man selbst inaktiv bleibt oder wird“, schilderte Reimers.

„Die Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen sind in manchen Bereichen noch sichtbar, gerade bei den Jugendlichen ab elf Jahren was Sport im Verein anbelangt, aber es scheint so zu sein, dass diese Unterschiede nicht mehr so vorherrschen wie bisher.“

Auch die herkömmliche Theorie, dass Kinder sich in puncto Sport und Bewegung am Elternteil mit dem eigenen Geschlecht orientieren, kommt laut Reimers ins Wanken. „Das konnten wir so nicht feststellen. Es scheinen beide Geschlechter für die Kinder relevant zu sein, was aber vielleicht auch daran liegt, dass sich die Geschlechterrollen innerhalb der Familien verändern.“

Die Ergebnisse der Studie sollen nun helfen, Programme zu entwickeln beziehungsweise zu verbessern, die den Nachwuchs in Bewegung bringen. „Wenn es um die Frage der Intervention geht, ist es schon interessant, in welcher Altersgruppe welche Personen aus dem sozialen Umfeld relevant sind“, betonte Reimers. Dort könne man dann gezielt ansetzen, um beispielsweise Übergewicht vorzubeugen.

Quelle: Ärzte Zeitung / dpa

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *