Süßes für Schwangere, Asthma für die Kinder?
Um herauszufinden, wie sich der mütterliche Zuckerkonsum in der Schwangerschaft auf atopische Erkrankungen beim Kind auswirkt, haben britische Ärzte 8956 Mutter-Kind-Paare einer bevölkerungsbasierten Geburtskohorte analysiert. Die Mütter hatten ihre Ernährung während der Schwangerschaft in ausführlichen Fragebogen dokumentiert. Aus den Angaben wurde die Zufuhr von freiem Zucker berechnet, also von Zucker, der Lebensmitteln und Getränken von Hersteller, Koch oder Konsument zugesetzt wird, plus Zucker, der natürlicherweise in Honig und Fruchtsäften enthalten ist. Danach wurden im Mittel täglich minimal zwei Gramm und maximal 345 Gramm konsumiert.
Der Gesundheitszustand der Kinder wurde im Alter von sieben Jahren beurteilt. Zu dieser Zeit bestand bei 12,2 Prozent ein ärztlich diagnostiziertes Asthma, bei 10,7 Prozent kam es zu giemender und pfeifender Atmung ("Wheezing"), 8,8 Prozent litten an allergischer Rhinitis, 16,2 Prozent hatten Ekzeme und 21,5 Prozent reagierten positiv im Atopie-Patch-Test. Insgesamt hatten 38,2 Prozent der Kinder mindestens eine der fünf Diagnosen.
Von diesen Diagnosen war, wenn der Einfluss bekannter Risikofaktoren berücksichtigt wurde, nur die Atopie eindeutig mit dem Zuckerkonsum korreliert. Kinder von Müttern im obersten Fünftel des Zuckerverbrauchs (≥ 82,4 g) hatten ein um 38 Prozent höheres Atopierisiko als Kinder von Müttern im untersten Fünftel (≤ 34,0 g). In einer Post-hoc-Analyse ergab sich außerdem eine Assoziation von mütterlichem Zuckergenuss und dem Auftreten eines allergischen Asthmas. Das Risiko war im höchsten Zuckerquintil doppelt so hoch wie im niedrigsten.
Die Studienautoren von der Queen-Mary-Universität in London spekulieren, dass Fruktose, aus der auch Haushaltszucker zu 50 Prozent besteht, für den beobachteten Zusammenhang verantwortlich sein könnte. Zucker und insbesondere Fruchtzucker erhöhten die Konzentration von C-reaktivem Protein, ; Fruchtzucker führe außerdem zur Bildung von Harnsäure, wodurch Th2-Immunantwort und allergische Entzündung verstärkt werden könnten. Alternativ sei vorstellbar, dass eine hohe Fruktosezufuhr, indem sie das Darmmikrobiom verändere, auf Immunreaktionen Einfluss nehme.
Quelle: Ärzte Zeitung