Superfood – Entgiftend oder giftig?

(wg/ kib) Chia-Samen, Acai-Beeren, Cranberries: Da "Superfood" positive Effekte auf die Gesundheit haben soll, wird in Deutschland viel Geld dafür ausgegeben. Die Wirksamkeit ist jedoch nicht belegt und es gibt häufig günstige heimische Alternativen.

29.11.2017

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© Foto: MonaMakela / Getty Imagse / iStock
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"Superfood" sind meist exotische Lebensmittel, die größere Mengen an Vitaminen, Mineralstoffen, Proteinen, sekundären Pflanzenstoffen und essenziellen Fettsäuren enthalten. Ihnen werden antioxidative und anti-inflammatorische Effekte zugesprochen, sie sollen entgiftend wirken, die Zellreparatur und die Wundheilung fördern sowie die Sehkraft, Fitness und Belastbarkeit stärken. Beispiele für solche Produkte sind Chia-Samen, Goji- und Acaibeeren, Quinoa, Ginkgo und Ginseng sowie Weizengras und Curcuma.

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Eine eher durchwachsene Bilanz zieht allerdings die Ernährungsmedizinerin Professor Yurdagül Zopf vom Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport am Universitätsklinikum Erlangen. Bei der Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft hat sie einen Überblick gegeben.

Gegen "Superfood" spreche oft der hohe Preis, die weiten Transportwege bis Deutschland, aber auch fehlende hygienische Vorgaben bei der Lagerung in den Herkunftsländern. Zudem kann es Wechselwirkungen mit Medikamenten geben. So verstärken etwa Gojibeeren Blutverdünner.

Bedenklich ist zudem, dass viele der Lebensmittel mit Schadstoffen wie Pestiziden oder Schimmel belastet sind. Zopf zitierte eine Untersuchung der Zeitschrift "Ökotest", die im vergangenen Jahr 22 solcher Produkte (18 davon Bio!) testen ließ. Ergebnis: 15 wurden als "mangelhaft" oder "ungenügend" beurteilt, vor allem auch wegen erhöhter Schadstoffwerte.

Auch die postulierten gesundheitsfördernden Effekte sind nur in einigen wenigen Studien belegt, wie Zopf weiter berichtete. Beispielhaft erläuterte sie die Evidenz zu Chia-Samen. Diese können wegen ihres hohen Anteils an Ballaststoffen, alfa-Linolensäure und Proteinen sowie eines appetitzügelnden Effekts Patienten bei der Gewichtsreduktion unterstützen.

Interessant ist ein Vergleich von Chia-Samen mit den heimischen Leinsamen: Der Effekt der beiden Lebensmittel auf den Blutzuckeranstieg bei einer Provokation mit 50 g Glukose wurde bei 15 gesunden Probanden untersucht. Ergebnis: Beide Samen bremsten im Vergleich zu Placebo den steigenden Blutzucker ähnlich stark, wobei die Chia-Samen etwas stärker wirksam waren.

Insgesamt sieht Zopf keine dramatischen Unterschiede bei den Effekten von exotischen und heimischen Produkten. So haben zum Beispiel Haferflocken und Quinoa ein ähnlich günstiges Mikronährstoff-Profil.

Als heimische Champions unter den besonders gesunden Lebensmitteln sieht Zopf Heidelbeeren, schwarze Johannisbeeren, Aroniabeeren, rote Bete, Grünkohl und Mandeln. Ein besonderes Faible hat die Ernährungsmedizinerin für Brokkoli, wegen seiner krebspräventiven Wirkung.

Quelle: Ärzte Zeitung

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