Tag der Antworten wird zum Tag der Reformpläne

(cnie) Viele von Ihnen sind dem Aufruf der ABDA gefolgt und haben am 27.09. die Rede von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach live am Bildschirm verfolgt. Doch die zuvor geforderten Antworten blieb der Minister schuldig. Stattdessen stellte er seine Pläne für eine Reform vor. Dafür hagelte es heftige Kritik. Die ABDA kündigte weitere Protestaktionen ab dem 08. November an.

28.09.2023

ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening und Bundesgesundhietsminister Karl Lauterbach
© Foto: Screenshot DAT Livestream vom 27.09.23
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„Ich glaube, dass diese Reform das Schrumpfen der Apotheken stoppen kann", sagte der SPD-Politiker am Mittwoch in Berlin. Apothekerinnen und Apothekern solle die Möglichkeit gegeben werden, den Bedarf flexibler zu erfüllen. So sollen Filialen künftig nicht gezwungen sein, Notdienste voll anzubieten, ein Labor vorzuhalten oder Rezepturen anzufertigen. Diese Pläne des Ministers hatten bereits im Vorfeld für viel Aufregung und Entsetzen gesorgt.

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Lauterbach setzt auf Telepharmazie und mehr Filialen

Vor der versammelten Apothekerschaft konkretisierte Lauterbach seine Pläne. Demnach müsste in Filialen approbiertes Personal künftig nicht mehr zwingend vor Ort sein. Als Vertretung könnten PTA die Kundschaft bedienen, wenn eine Apothekerin oder ein Apotheker digital in der Hauptapotheke erreichbar sei. Bei Rückfragen oder der Notwendigkeit einer Beratung durch approbiertes Personal, könnte diese telepharmazeutisch vorgenommen werden, erklärte Lauterbach.

Der Minister hält es für möglich, dass ein bis zwei zusätzliche Apothekenfilialen zugelassen werden. Sie könnten dort aufgebaut werden, wo sonst keine neue Apotheke mehr entstünde, warb der Minister für seine Pläne. Das System solle liberaler und wirtschaftlicher werden als es derzeit ist. So könnten aus seiner Sicht auch Notdienste mit Filialen abgestimmt werden, und man habe eine bessere Rund-um-die-Uhr-Betreuung, ohne dass es teurer werde. „Das sind auch Maßnahmen, mit denen wir verhindern wollen, dass die Apotheke der Zukunft die Versandapotheke ist", erklärte der Gesundheitsminister.

Overwiening: Lauterbach ist bereit, das Apothekensystem zu zerstören

ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening, kritisierte, als erster Minister sei Lauterbach offenbar bereit, „das Apothekensystem, das unsre Bevölkerung seit Jahrzehnten sicher versorgt, gänzlich zu zerstören". Erfahrungen anderer Länder (z. B. Dänemark) zeigten, dass die angepeilten neuartigen Filialapotheken fast nur in stark frequentierten Lagen und in Stadtnähe gegründet würden. „Auf dem Land wird das Apothekensterben zunächst unbegrenzt weitergehen", mahnte Overwiening. 

ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening


© Foto: Screenshot DAT Livestream vom 27.09.23

Die Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt seit Jahren und fiel im Frühjahr unter die Marke von 18.000. Ende Juni gab es bundesweit noch 17.830 Apotheken. Damit ging die Zahl der Apotheken im Vergleich zum Jahresende 2022 um 238 zurück. Um dem entgegenzuwirken, forderte die Apothekerschaft angesichts einer vielfach anspannten Finanzlage erneut eine Anhebung des Honorars. Konkret äußerte sich Lauterbach dazu nicht, sondern sprach lediglich von einer Honorierungsreform. Am 13.10. sind Gespräche zwischen der ABDA und dem Gesundheitsministerium in Berlin angesetzt.

Tag der Antworten wird zum Tag der Reformpläne

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat mit seinen angekündigten Ideen zur Umstrukturierung des Apothekensystems die Pläne der ABDA über den Haufen geworfen. Ursprünglich war geplant, dass Lauterbach am Tag der Antworten sechs Fragen der Apothekerschaft beantwortet. Damit das gesamte Apothekenpersonal zuhören kann, sollten die Apotheken in der Zeit von 13 bis 16 Uhr schließen. Nur Notdienst-Apotheken sicherten die Versorgung von Notfällen an diesem Nachmittag.

November wird zum Protestmonat

Die ABDA kündigte an, im November einen Protestmonat zu organisieren. Vom 08. November an solle es jeden Mittwoch regionale Apotheken-Schließungen geben.

So lange will der Sächsische Apothekerverband nicht warten und ruft bereits am 02. Oktober zu ganztägigen Schließungen im Bundesland auf.

Und schon vor der Rede beschlossene Sache: Der Hessische Apothekerverband organisiert am 02. Oktober eine Demonstration in Frankfurt am Main.  

Quelle: ABDA Livestream / dpa

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