Tag der Rückengesundheit
Ein Expertenteam aus Australien und Irland hat im British Journal of Sports Medicine zehn verbreitete Irrtümer zusammengetragen und hält diesen ein Bündel von Empfehlungen, die „Back-Facts“, entgegen. Diese zielen darauf ab, Vermeidungsverhalten sowie unnötige „Schutzmaßnahmen" zu verhindern und die Patienten zu nützlichen Aktivitäten zu motivieren.
- Fakt 1: Anhaltende Rückenschmerzen können Angst machen und einen in der Bewegung einschränken, sie sind aus medizinischer Sicht aber selten „gefährlich“. Vor allem ist es sehr unwahrscheinlich, dass man deswegen im Rollstuhl landet.
- Fakt 2: Älterwerden stellt für sich genommen keine Ursache für Rückenschmerzen dar und führt auch nicht automatisch zur Verschlimmerung. Evidenzbasierte Maßnahmen können in jedem Alter helfen.
- Fakt 3: Anhaltender Rückenschmerz hängt nur selten mit ernsten Schäden an irgendwelchen Strukturen zusammen. Häufig beginnen Rückenschmerzen nicht mit einem Unfall, sondern treten bei einer ganz alltäglichen Bewegung auf. Dahinter können Stress, Anspannung, Inaktivität oder eine unangemessene Aktivität stecken, die den Rücken „empfindlich“ machen.
- Fakt 4: Eine Bildgebung deckt in den meisten Fällen nicht die Ursache von Rückenschmerzen auf. Dafür zeigen die Aufnahmen oft Veränderungen, zum Beispiel einen Bandscheibenvorfall oder eine Arthrose, die mit den Schmerzen gar nichts zu tun haben. Solche Befunde sind auch bei Menschen ohne Rückenschmerzen häufig.
- Fakt 5: Wenn Schmerzen bei bestimmten Übungen oder in Bewegung auftreten, heißt das nicht, dass die Bewegung schadet. Gerade bei chronischen Rückenschmerzen werden die Wirbelsäule und die sie umgebenden Muskeln oft sehr empfindlich. Der Schmerz, den man dann während der Bewegung verspürt, spiegelt meist nur die Empfindsamkeit wider, nicht etwa das Ausmaß einer etwaigen Schädigung. Mit zunehmender Aktivität legt sich das in der Regel. Tatsächlich ist Bewegung eine der effektivsten Maßnahmen in der Behandlung von Rückenschmerzen.
- Fakt 6: Rückenschmerzen kommen meist nicht von schlechter Haltung. Ob wir krumm oder gerade sitzen oder stehen, spielt als Ursache für die Rückenschmerzen keine Rolle. Im Alltag kann es sogar entspannend sein, den Rücken mal durchhängen zu lassen. Und auch das Heben mit einem „runden“ Rücken ist nach heutiger Auffassung nicht schädlich – im Gegenteil, es ist sogar effizienter!
- Fakt 7: Rückenschmerzen kommen nicht von einer schwachen Rumpfmuskulatur. Viele Rückenschmerzpatienten reagieren auf die Schmerzen, indem sie ihre Muskeln anspannen. Dies ist, als ob man die Faust ballt, wenn man sich die Hand verstaucht hat. Es ist gut, die Rückenmuskeln zu trainieren, sodass sie stark sind, wenn man sie braucht. Aber immer angespannt zu sein, ist nicht hilfreich. Vielmehr sollte man die Rumpfmuskeln im Alltag immer mal wieder entspannen.
- Fakt 8: Der Rücken nutzt sich nicht ab, wenn man ihn im Alltag häufig beansprucht. Bewegung und Belastung machen den Rücken stärker. Daher sind Aktivitäten wie Laufen, Bücken und Heben ungefährlich, wenn man langsam beginnt und regelmäßig trainiert.
- Fakt 9: Auch plötzliche Schmerzspitzen bedeuten nicht unbedingt, dass der Rücken Schaden leidet. Auslöser sind oft schlechter Schlaf, Stress, Anspannung, Sorgen, Stimmungstiefs, Inaktivität oder ungewohnte Aktivität. Wenn man es schafft, diese Trigger unter Kontrolle zu bringen, kann man das Aufflammen der Schmerzen verhindern. Und wenn es dazu kommt, sollte man es nicht als Verletzung betrachten, sondern ruhig bleiben, sich entspannen und weiterbewegen.
- Fakt 10: Spritzen, Operationen und starke Medikamente sind bei anhaltenden Rückenschmerzen für gewöhnlich nicht die Lösung! Sie bergen ihrerseits Risiken und können Nebenwirkungen haben, die wenig hilfreich sind. Viel besser ist es, Wege zu finden, wie man seine Schmerzen mit risikoarmen Maßnahmen unter Kontrolle bringt.
Quelle: springermedizin.de