Traumgewicht dank Diabetesmedikament?

(kib) Mit Semaglutid, einem Wirkstoff aus der Gruppe der GLP-1-Rezeptor-Agonisten, lässt sich Typ-2-Diabetes behandeln. Positiver Nebeneffekt: das Gewicht sinkt. Mittlerweile wird das Medikament daher zunehmend als Life-Style-Medikament zum Abnehmen eingesetzt. Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie warnt vor Risiken und Nebenwirkungen.

21.11.2022

Übergewichtiger Mann misst Bauchumfang
© Foto: Aunging / stock.adobe.com
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Semaglutid ist unter dem Handelsnamen Ozempic® zur Behandlung des unzureichend kontrollierten Diabetes mellitus Typ 2 bei Erwachsenen als Zusatz zu Diät und körperlicher Aktivität zugelassen. Die verschreibungspflichtigen Spritzen wirken ähnlich wie das körpereigene Hormon GLP-1, das unter anderem den Appetit hemmt.

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Daher kann es beim Abnehmen helfen. Denn Semaglutid führt auch bei Menschen ohne Diabetes zu einer Gewichtsreduktion von etwa 15 Prozent, heißt es in einer Mitteilung der Fachgesellschaft.

Heißhungerattacken werden verringert

Die Medikamentengruppe der Glukagon-ähnlichen Peptide-1 (GLP-1-Rezeptor-Agonisten) wurde für Menschen mit Diabetes Typ 2 entwickelt. Wie Professor Harald J. Schneider, Sprecher der Sektion Angewandte Endokrinologie der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie aus München und Landshut berichtet, „helfen diese erfolgreich bei der Kontrolle des Diabetes und beim Abnehmen, indem sie Völlegefühl verstärken und Hunger und Heißhunger reduzieren.“

Mit die höchste Effektivität unter den derzeit zugelassenen GLP-1-Rezeptor-Agonisten (Exenatid, Liraglutid, Lixisenatid, Albiglutid, Dulaglutid, Semaglutid) in Bezug auf eine Gewichtsreduktion zeigt der Wirkstoff Semaglutid. In großen klinischen Studien, etwa der STEP-1-Studie, lag die Gewichtsreduktion unter Therapie mit Semaglutid nach 68 Wochen bei 14,9 Prozent. Dabei wurde es in der Dosis von 2,4 mg einmal wöchentlich als Spritze verabreicht und von Lebensstiländerungen begleitet. Die Placebo-Gruppe nahm im gleichen Zeitraum nur 2,4 Prozent ab.

Zulassungserweiterung

Mittlerweile wurde die Indikation von Semaglutid auf die Therapie der Adipositas erweitert. In den USA ist Semaglutid seit Juni 2021 unter dem Handelsnamen Wegovy® in erhöhter Dosis (bis zu 2,4 mg einmal wöchentlich als Spritze) zugelassen.

Seit Januar 2022 hat Wegovy® auch die Zulassung der EU-Kommission in der Indikation bei Adipositas erhalten. Voraussetzung ist entweder ein Body-Mass-Index von 27 kg/m2 oder höher mit mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung oder ein Body Mass Index von 30 oder höher, jeweils in Verbindung mit der Durchführung einer kalorienreduzierten Diät und erhöhter körperlicher Aktivität. „Aufgrund von Lieferengpässen ist es in Europa jedoch derzeit nicht erhältlich“, sagt Schneider.

Hashtag #Ozempic

„Es ist naheliegend, dass sich die Aufmerksamkeit der übergewichtigen, aber ansonsten gesunden Normalbevölkerung auf die neuen Wirkstoffe richtet“, stellt Schneider fest. Er nennt die USA als Beispiel: „Dort wird das verschreibungspflichtige Diabetesmedikament Ozempic® sehr stark im Off-Label-Use, also ohne Zulassung, zur Gewichtsreduktion verwendet; auch weil viele Prominente wie Elon Musk das stark bewerben. Alleine der Hashtag #Ozempic wurde 350 Millionen Mal in Sozialen Medien geteilt“, berichtet er.

Nicht ohne Folgen für die Diabetiker: „Inzwischen ist dadurch der Wirkstoff Semaglutid mancherorts knapp geworden.“ Aber nicht nur deshalb handele es sich um einen gefährlichen Trend: „Die unkontrollierte Anwendung ohne Indikation ist mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden, etwa Übelkeit und Erbrechen. Aber auch Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse und Gallenblase können die Folge sein. In Tierversuchen fand man zudem ein potenziell erhöhtes Risiko für bestimmte Schilddrüsenkrebsarten“, sagt er. Zudem wisse man nichts über die Langzeitwirkungen.

Der Diabetologe fasst zusammen: „Diese Medikamente sollten nur spezialisierte Ärztinnen und Ärzte verschreiben – und auch nur, wenn die medizinische Notwendigkeit besteht und die Anwendung in der Folge sorgfältig überwacht wird.“

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie

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