Tuberkulose-Impfung sorgt für bessere HbA1c-Werte

(ps/fast) Die Bacille Calmette Guerin(BCG)-Impfung als Antidiabetikum – das klingt schon kurios. Aber nach den Ergebnissen einer Langzeitstudie bei erwachsenen Typ-1-Diabetikern könnte da etwas dran sein.

10.10.2018

Frau, die sich mit einem Pen Insulin in die Bauchfalte injiziert.
© Foto: 6okean / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)
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Eigentlich sollte die BCG-Impfung vor Tuberkulose schützen. Doch dafür steht sie angesichts der veränderten Epidemiologie bei dieser Erkrankung nicht mehr zur Verfügung. Schon in der Vergangenheit wurde die immunmodulierend wirkende Vakzination auch bei immunologischen Krankheiten – besonders bei allergischen und Autoimmunerkrankungen und auch bei bestimmten Malignomen wie dem Nierenzellkarzinom – mit unterschiedlichem Erfolg untersucht. Dies ist die Rationale für den Einsatz beim Typ-1-Diabetes, ebenfalls eine Autoimmunerkrankung. Jetzt wurde erstmals in einer Langzeitstudie gezeigt, dass die BCG-Impfung bei erwachsenen Typ-1-Diabetikern nachhaltig die Stoffwechselkontrolle verbessert. 

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In einer früheren placebokontrollierten Phase-I-Studie, in der Erwachsene mit schon länger bestehendem Typ-1-Diabetes zweimal im Abstand von vier Wochen eine BCG-Impfung erhielten, fand sich nach 20 Wochen zwar keine Wirkung auf die klinischen Parameter, aber es zeigten sich Veränderungen, die auf eine krankheitsmodulierende Wirkung schließen lassen. Regulatorische T-Zellen wurden hochreguliert und autoreaktive T-Zellen zerstört, und daraus resultierte eine Verbesserung der Insulinsekretion.

Nun wurden die Daten von 282 mit BCG geimpften Personen, davon 211 mit einem Typ-1-Diabetes, aus 52 Studien und In-vitro-Ergebnisse von 230 Studien ausgewertet und mit den Daten eines Kontrollkollektivs von 71 Stoffwechselgesunden verglichen. Der Diabetes bestand dabei über zehn Jahre, und die Daten wurden bis zu acht Jahren nach der BCG-Impfung erhoben.

Bereits nach drei Jahren fand sich bei den vakzinierten Personen im Vergleich zu den nicht geimpften eine signifikante und zunächst über ein Jahr anhaltende Reduktion des HbA1c-Wertes (6,18 vs. 7,07; p=0,02), wie beim Europäischen Diabetes-Kongress in Berlin berichtet wurde. Bei den nicht vakzinierten Typ-1-Diabetikern lag der Wert bei 7,22. Nach einem insgesamt achtjährigen Follow-up war der Unterschied beim HbA1c-Wert weiter signifikant (6,65 vs. 7,22; p=0,0002).

Eine genaue Erklärung für die antidiabetogene Wirkung der BCG-Impfung können die Studienautoren nicht liefern. Diskutiert werden aber Einflüsse auf die RNA, genetische und epigenetische Veränderungen und ein Wechsel des Glukosestoffwechsels weg von der oxidativen Phosphorylierung hin zur aeroben Glykolyse.

Quelle: Ärzte Zeitung

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