Typische Fragen an eine Pendlerin

Wenn kein Distanzunterricht ist, pendelt Patricia Juric aus dem oberbayerischen Rudelzhausen jeden Morgen mit der Bahn zur PTA-Schule in München. Warum das keine vergeudetet Zeit ist, berichtet Juric in der Rubrik „Von PTA zu PTA“.

03.05.2021

Blick aus dem Zug
© Foto: Patricia Juric
Anzeige

„… 4 Stunden?! Und das jeden Tag??“

Aktueller Podcast

Das ist meistens das erste, was ich höre, nachdem ich gefragt wurde, wie lange denn mein Anreiseweg in die PTA-Schule sei. Es sind zwei Stunden, bis ich in der Schule bin und nochmal zwei Stunden, bis ich wieder zu Hause bin.

„... und was machst du dann die ganze Zeit lang? Lernst du währenddessen?“

In meinem Freundeskreis an PTA-Schülern bekomme ich mit, dass für sehr viele die Zeit in den Öffentlichen Verkehrsmitteln mit Lernen gut genutzt werden kann und sehr hilfreich ist. Ich persönlich muss allerdings sagen, dass ich auf der Hinfahrt lieber die Zeit nutze, um den Schlafmangel auszugleichen, den man bekommt, wenn man täglich um 04:45 Uhr morgens aufsteht, und auf dem Rückweg lese ich entweder ein Buch oder höre Musik und Hörbücher.

„... ist das lange Fahren nicht anstrengend?“

Auch das werde ich sehr häufig gefragt, und ich muss sagen, dass man sich sehr schnell daran gewöhnt, so lange unterwegs zu sein. Natürlich ist es trotzdem sehr ermüdend, wenn man zum Beispiel einen langen Tag hinter sich hat. Andererseits ist es manchmal gar nicht so schlecht, da ich mich nach der Schule zwei Stunden lang um nichts weiter kümmern muss, als meinem Hörbuch zuzuhören und aus dem Fenster zu sehen.

Das sind drei Fragen, die ich mittlerweile sehr schnell und ohne groß darüber nachdenken zu müssen beantworten kann. Anders als bei dieser Frage, die ich letztens wirklich gefragt wurde:

„... trauerst du nicht irgendwie der ganzen Zeit hinterher, die du durch das tägliche Pendeln verschwendest? Auf die ganze Ausbildung gesehen, sind das etliche Tage, an denen du etwas viel Schöneres hättest erleben können!

Ehrlich gesagt, habe ich mir davor gar keine großen Gedanken darüber gemacht und konnte in dem Moment auch keine richtige Antwort geben. Natürlich könnte ich vier Stunden am Tag sinnvoller nutzen, doch ist die Zeit wirklich verschwendet?

Ich habe durch das tägliche Hin- und Herpendeln Menschen kennengelernt, mit ihnen geredet und etwas über deren Geschichte erfahren, von denen manche so fesselnd oder bewegend waren, dass ich Tage später immer noch daran denken musste. Oder ich habe durch meine anfängliche Unsicherheit und mein ständiges Verfahren Plätze in München entdeckt, die ich sonst wahrscheinlich nie zu Gesicht bekommen hätte. Von dem her, wenn ich das nächste Mal die Frage gestellt bekomme:

Trauerst du nicht der ganzen verschwendeten Zeit hinterher?“, werde ich nicht mehr überlegen müssen, sondern ganz klar antworten können:„Keine einzige Sekunde davon.“

 

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *