Überprüft: Wie gut beraten Apotheker zu homöopathischen Präparaten
Für die Feldstudie haben die Wissenschaftler 2017 insgesamt 100 Apotheken in Stuttgart, Erfurt, Leipzig und Frankfurt zufällig ausgesucht – 25 pro Stadt.
Ihre Erhebung führten die Wissenschaftler als verdecktes Interview durch, die vier weiblichen Mitglieder des Autorenteams besuchten die ihnen zugelosten Apotheken als Kundinnen und baten um ein Mittel für ihre erkälteten Familienmitglieder. Für den Verlauf des weiteren Gesprächs hatte das Team einen Leitfaden mit standardisierten Antworten auf Fragen erstellt, die nach den Vorgaben der Bundesapothekenkammer für Beratungsgespräche zu erwarten wären.
In allen Varianten fragte die Kundin zuerst, ob es sich bei vorgeschlagenen Medikamenten auch um homöopathische Präparate handelt. Wurde dies bejaht, fragte sie nach Unterschieden in der Wirksamkeit. Enthielt die Erstempfehlung keine homöopathischen Präparate, fragte die Kundin: „Ich habe gehört, dass Homöopathie vielleicht auch eine Alternative wäre. Stimmt das?“ Abschließend bat die Kundin um eine konkrete Empfehlung.
Direkt im Anschluss an das Beratungsgespräch wurde ein Gedächtnisprotokollbogen ausgefüllt. Zentral dabei war, ob Unterschiede in der Wirksamkeit zwischen homöopathischen und nichthomöopathischen Präparaten thematisiert wurden, und ob die Wirksamkeit mit Bezug auf den Stand der Forschung begründet wurde.
Fazit: „Was die Wirkung von Homöopathie betrifft, so zeichnet unser Untersuchungsergebnis ein eher düsteres Bild“, sagt Studienleiter Prof. Tilmann Betsch in einer Mitteilung. „In nur fünf Prozent aller Beratungsgespräche wurde gesagt, dass es für die Wirkung von Homöopathie keine wissenschaftlichen Belege gäbe. In 30 Prozent aller Beratungsgespräche wurde dagegen behauptet, dass die Wirkung von Homöopathie entweder in Studien nachgewiesen sei oder sich aus dem Erfahrungswissen ergäbe. Nach den Leitlinien der Bundesapothekenkammer soll jedoch die Beurteilung der Wirksamkeit von Präparaten nach pharmakologisch-toxikologischen Kriterien erfolgen. Zumindest was die Begründung ihrer Empfehlungen betrifft, folgte die überwiegende Mehrheit der von uns befragten Apotheker diesen Leitlinien nicht.“
Während ihre Empfehlungen in der Regel nachweislich wirksame Medikamente enthielten, unterschied sich ihr Wissen über die Wirkung von Homöopathie mehrheitlich nicht von Laien-Meinungen. Zumindest was letzteren Bereich betrifft, scheint ein (Weiter)-Bildungsbedarf bei vielen Apothekern zu bestehen“, urteilen die Forscher.
Weitere Informationen und Kontaktdaten finden Sie auf den Internetseiten der Universität Erfurt.
Quelle: IDW