Ukraine: So hilft Apotheker ohne Grenzen

Im Fokus der Jahrespressekonferenz von Apotheker ohne Grenzen stand die pharmazeutische Nothilfe für die Ukraine: von Kriegsbeginn bis heute. Die Präsentation der Zahlen machte deutlich: Vielen Menschen konnte geholfen werden. Und das Engagement der Hilfsorganisation ist noch nicht vorbei.

von Kirsten Bechtold
28.06.2024

Arzneimittelübergabe on Ovidiopol
© Foto: Apotheker ohne Grenzen Deutschland e. V.
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Bereits wenige Tage nach Beginn des russischen Angriffskriegs startet Apotheker ohne Grenzen am 09. März 2022 die Nothilfe. Seitdem gab es 192 Arzneimittellieferungen im Wert von etwa 3,43 Millionen Euro.

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Medikamente zunächst über Apotheken beschafft

Anfangs erfolge die Beschaffung der Medikamente über Apotheken, weil es noch kein Netzwerk an Beschaffungspartnern gab. Inzwischen werden die Arzneimittel über Krankenhäuser und Großhandel besorgt, was deutlich kostengünstiger und effizienter ist, so Apotheker ohne Grenzen.

Steckbrief Apotheker ohne Grenzen
  • Nichtregierungsorganisation (NGO)
  • in Deutschland 2000 gegründet von 37 Apothekerinnen und Apothekern
  • mehr als 2.300 Mitglieder (hauptsächlich Apothekerinnen/Apotheker und PTA)
  • aktiv in 15 Ländern, darunter auch Deutschland
  • Ziel: pharmazeutische Versorgung zur Verbesserung der Gesundheit aller Menschen unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Sprache, Religion und Weltanschauung.

Antibiotika, Analgetika und Anästhetika

Seit Beginn der Hilfslieferungen hatten Antibiotika, Analgetika und Anästhetika konstant den größten Anteil. Auch Elektrolyte, Ringer- und NaCl-Lösungen werden in der Ukraine viel benötigt für Operationen, wenn viel Blut verloren wird.

Insbesondere am Anfang wurde auch viel Verbandsmaterial geliefert. Das kommt heute hauptsächlich über andere Organisationen.

Wie es in der Pressekonferenz weiter hieß, konnten seit Beginn des Krieges 18.773 Infektionskrankheiten mit den gelieferten Medikamenten behandelt und rund 22.000 Operationen ermöglicht werden.

Versorgungslücken überbrücken

Mit vielen der gelieferten Medikamente werden Engpässe in der Akutmedikation und in der Behandlung von chronischen Erkrankungen gedeckt. Letzteres beispielsweise, wenn sich Menschen auf der Flucht befinden und ihnen ihr benötigtes Diabetes- oder Schilddrüsenmedikament ausgeht.

836 Patientinnen und Patienten profitierten zum Beispiel von der Lieferung von Amiodaron, 2.131 von Metformin, 3.544 von Insulin und 10.392 Patientinnen und Patienten von der Lieferung von L-Thyroxin.

Auch Anfragen von Verbänden wie der ILGA, der International lesbian, gay, bisexual, trans, and intersex association konnten beliefert werden. Hier halfen Antiandrogene 115 Transfrauen für einen Monat und Testosteron 157 Transmännern für einen Monat.

Hilfe, so lange wie nötig

Vorstandsvorsitzender Jochen Wenzel fasst die Relevanz der Nothilfe in der Ukraine mit folgenden Worten zusammen: „Ich war gerade für zwei Tage auf der Rebuild Ukraine Health & Rehabilitation-Konferenz in Warschau. Wenn man erlebt, mit welcher Power und Zuversicht die Menschen in der Ukraine ihr Schicksal in die Hand nehmen, bestärkt uns das in unserem Bestreben, ihnen so lange wie nötig zur Seite zu stehen. In den vielen Gesprächen wurde uns bestätigt, wie wichtig unsere Arbeit ist.“

Spenden

Wer die Arbeit von Apotheker ohne Grenzen finanziell unterstützen möchte, kann dies über die Website tun. Hier kann ausgewählt werden, ob das Geld da eingesetzt werden soll, wo die Hilfe am dringendsten benötigt wird oder für ein spezielles Land bzw. eine spezielle Stadt.

Quelle: Hybride Jahrespressekonferenz, „Apotheker ohne Grenzen Deutschland e. V.“, 27.06.24

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